Humorvolle Erinnerung
Ein Gespräch mit dem jungen Designer Josua Roters
Mehr Aufmerksamkeit für das junge Design in Deutschland wollten die Initiator*innen Hermann August Weizenegger, Ineke Hans und Mark Braun schaffen und riefen 2019 die German Design Graduates ins Leben. Die Plattform lobt seither jedes Jahr einen Wettbewerb für Nachwuchsdesiger*innen aus. baunetz id ist als Partner von Anfang an dabei und hat in diesem Jahr Josua Roters für seine Bachelorarbeit on – off ausgezeichnet.
Warum Josua Roters Designer geworden ist? „Ich habe Freude daran, Dinge zu schaffen.“ Roters absolviert gerade den Masterstudiengang Industrial Design an der Hochschule Burg Giebichenstein Halle. baunetz id hat ihn für sein Projekt „on – off“ ausgezeichnet, das er bei der diesjährigen Ausgabe des Nachwuchswettbewerbs „German Design Graduates“ gezeigt hat: einen Lichtschalter mit einem langen Band, der wie ein Spieluhr aufgezogen wird. Ist das Band wieder ganz aufgewickelt, geht das Licht aus. Wir sprachen mit Roters über magische Momente und das Gefühl, gesehen zu werden.
Josua, Du hast mit Deinem Bachelorprojekt on – off bei der Award-Verleihung der German Design Graduates 2022 teilgenommen. on – off ist ein Lichtschalter zum Aufziehen. Was hat es mit dem Projekt auf sich?
Das Thema hatte ich mir selbst gestellt und schon während meines Erasmus-Austauschjahrs in Brüssel daran gearbeitet. Nach meiner Rückkehr an die Hochschule in Halle habe ich daraus meine Bachelorarbeit gemacht. Ich beschäftige mich gerne mit elektronischen Geräten. Ich finde es faszinierend, zu verstehen, wie die Geräte um uns herum funktionieren. Wie benutzen wir sie? Wie beeinflussen sie unser Verhalten? Durch die Arbeit an dem Projekt habe ich selbst sehr viel bewusster Geräte benutzt. Meine zentrale Idee war: Die Geräte sollten uns dabei helfen, sie weniger oder bewusster zu gebrauchen.
Eine Deiner Erkenntnisse aus dem Projekt ist: Geräte verschleiern tendenziell die Tatsache, dass sie Strom verbrauchen.
Richtig. Wenn wir heutzutage unser Handy aufladen möchten, müssen wir es nur noch auf einen Ladepunkt auf unserem Schreibtisch legen und es wird automatisch aufgeladen. Das Haptische fehlt, man muss keinen Stecker mehr verwenden. Das kabellose Laden ist natürlich ein magischer Moment, der mich fasziniert. Ein anderes Beispiel ist der Staubsauger, der saugt, während wir unterwegs sind. Das ist sehr luxuriös und komfortabel. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass wir so gar nicht mehr wahrnehmen, was eigentlich passiert. Dass der Sauger nämlich Strom verbraucht.
Wie hast Du aus dieser Recherche die Idee für den Lichtschalter entwickelt?
Ich wollte ein Objekt schaffen, das einen zu nichts zwingt oder nervt. Das auf humorvolle Art und Weise die Nutzerin, den Nutzer daran erinnert, Strom zu sparen. Der Lichtschalter war da ein gutes Objekt, weil er für das einfache „An und Aus“ steht. Ich fand es spannend, ein so einfaches, bekanntes Objekt zu verändern. Ich habe extra eine Mechanik dafür gebaut, denn der Schalter soll nicht zusätzlich Strom verbrauchen.
Wie war Deine Erfahrung als Teilnehmer von German Design Graduates?
Das ist ein super Plattform, so ähnlich, wie ich es von der Dutch Design Week kenne. Arbeiten werden hervorgehoben und wertgeschätzt. Das gibt einem das Gefühl, gesehen zu werden. Es ist auch inspirierend für mich als Designer, andere Projekte kennenzulernen. Allerdings ist es etwas schade, dass nur Abschlussarbeiten gezeigt werden können.
Kürzlich hast Du auch den Grassi Nachwuchspreis für Dein Projekt Maßbandleuchte verliehen bekommen. Könntest Du uns das Konzept bitte erklären?
Die Maßbandleuchte ist innerhalb eines Semesterprojekts namens Stand up entstanden, es ging dabei um Entfaltungen und klappbare Objekte. Ich habe als Ausgangspunkt ein normales Rollmaßband aus Metall genommen und mit einem LED-Streifen verbunden. Dazu kommen abgewinkelte Schienen, die ich entworfen und 3-D-gedruckt habe. Bei einer Variante der Maßbandleuchte ist zum Beispiel eine Schiene an der Wand befestigt, das Band mit den LEDs kann darin verschoben werden. So entstehen unterschiedliche Lichtkegel. Dabei ist das Maßband sehr stabil und kann ziemlich weit und frei in den Raum ragen. Ich würde das Konzept gerne noch weiter ausarbeiten, zu einem Lichtsystem.
FOTOGRAFIE Josua Roters
Josua Roters