Formen aus dem Feuer
Simone Lüling über die Anfänge ihres Leuchten-Labels ELOA

Partner: ELOA - Unique Lights GmbH
Mit der Lichtplanung für ein modernes Loft fing alles an: Die Designerin Simone Lüling entdeckte das Material Glas für sich und gründete ihr Label ELOA. In ihrem Showroom in den Berliner Reinbeckhallen entwickelt sie die Ideen für die amorphen Leuchten, die in Tschechien mundgeblasen werden. Wie Seifenblasen scheinen die organischen Objekte im Raum zu schweben. Sie finden sich in modernen Hotellobbys ebenso wie in privaten Wohnungen. Im Interview spricht Simone Lüling über die Anfänge ihres Labels.
Eine Auftragsarbeit gab den Impuls für die Entwicklung Deiner Leuchten. Wie kam es dazu?
Ein Freund hatte mich gebeten, für sein Loft Leuchten zu designen. Auf dem Markt hatte er nichts Passendes gefunden – und so habe ich zugesagt. Im Raum kam mir sofort die Vision freischwebender Objekte in unterschiedlichen, natürlichen Formen, die ähnlich schillern wie Seifenblasen. Kurz davor kam meine Tochter mit einem mundgeblasenen Stück Glas nach Hause, was eine unglaublich intensive Emotion in mir auslöste, die ich erstmal erkunden musste. Ich merkte: Das will ich auch machen. Als dann die Anfrage meines Freundes kam, wusste ich, dass er Glas bekommt. Seifenblasen erzeugen und Glas blasen haben ja eine gewisse Ähnlichkeit, auch wenn man für Letzteres etwas mehr Kraft braucht.
Das moderne Loft und die amorphen Leuchten stehen in einem gewissen Kontrast. Welche Atmosphäre entsteht dadurch?
Ich wollte einen Gegenpol schaffen zu der geradlinigen Struktur industriell gefertigter Produkte, in der wir leben, sodass ein menschlicher Moment von organischen Formen entsteht. Alles sollte individuell und nicht von der Stange sein. Ich hatte früher eine Galerie und habe meine Künstlerfreunde immer bewundert, wie sie im Moment arbeiten können. In diesem Flow formt sich die Gestalt wie von selbst. Das Glas kam mit der Vision von Seifenblasen zusammen und dann die Farben, sodass ich in diesem Momentum und aus dem Material heraus arbeiten konnte. Das finde ich nach wie vor total schön. Für mich sind die Glasbläser wie Pinsel. Das Glas wird nicht in eine Form gepresst, sondern zeigt auf natürliche Weise, was passiert, wenn Mensch und Werkstoff zusammenarbeiten. Dieses Zusammenspiel von so vielen Kräften sieht man den Gläsern an.
Inwiefern haben Dein Designstudium und die Arbeit bei Jasper Morrison Dich und Deine Arbeit geprägt?
Als ich Design studierte, war Jasper Morrison für mich der Designer per se. Ich habe Flügel gekriegt beim Anblick seiner Produkte, die so minimalistisch und reduziert sind. Mich faszinierte schon immer sein Ansatz, kein Design zu machen. Denn alles Überstilisierte nutzt sich ab. Mit seinem Minimalismus schafft er eine Langlebigkeit. Ein weiterer wichtiger Einfluss war für mich die Arbeit bei Vogt & Weizenegger. Bei ihren Projekten mit der Berliner Blindenanstalt kamen Handwerk und Design zusammen. Ähnlich wie in der Kunst steht im Handwerk der Mensch im Mittelpunkt, nicht die Maschine. Der eigene Strich ist wichtig. Heute lasse ich auch die Holzbeine meiner Leuchten in solchen Werkstätten herstellen.
Bei Deinen Leuchten müssen aber auch Elektrik und Aufhängung stimmen. Stellten diese funktionalen Aspekte für Dich anfangs eine Herausforderung dar?
Auch das Technische macht mir als Teil meiner Arbeit viel Spaß. Der König ist das frei geformte Glas, während die Technik eher zurückhaltend sein will. Bei meinem ersten Projekt ging es noch viel um die Suche nach den richtigen Teilen und die Frage: Was muss man selbst produzieren? Das hat insgesamt etwa ein Jahr gedauert. Verglichen mit unserer jetzigen Produktentwicklung ist das eigentlich überschaubar. Wir brauchen etwa zwei bis drei Jahre, bis ein neues Produkt zur Marktreife kommt. Nach einem Jahr konnte ich die Leuchten noch einmal anpassen und weiterentwickeln. Inzwischen sind sie umgezogen. Mein Auftraggeber hat die Leuchten mitgenommen und nun hängen die ersten Prototypen bei ihm. Er ist mutig mit Farben und es ist immer toll, mit ihm zusammenzuarbeiten. Ich konnte tun, was ich wollte. Keine Kompromisse zu machen, tut der Gestaltung so gut.
Inwiefern hat das Projekt Deine Karriere befeuert?
Durch die Referenz bin ich in den Prozess gekommen – und dann kamen schon bald die nächsten Aufträge. Kaum hingen die Leuchten, war jeder, der sie gesehen hat, begeistert. Ich habe mit dem Material meinen Weg gefunden.
Welche wichtigen Entwicklungsschritte folgten für ELOA?
Meine ersten Leuchten habe ich noch in Baruth in Brandenburg anfertigen lassen, wo auch meine Tochter ihr erstes Glasstück geblasen hat. Etwa ein Jahr war ich dort. Dann lernte ich jemanden kennen, der in Tschechien seine Glasarbeiten herstellen ließ. Letztlich kam ich zu meiner jetzigen Produktionsstätte, in der sehr viel frei geblasen wird und die sehr traditionell arbeitet. Sie wurde von Bořek Šípek gegründet, dem ganz bekannten, mittlerweile verstorbenen tschechischen Glasbläser. Dort bin ich immer noch einmal im Monat. Die Firma ist dann sehr organisch gewachsen. Zum Glück hat anfangs niemand riesige Mengen bestellt. Die Herausforderung ist, dass nichts standardisiert ist und die Technik für jedes Produkt neu angepasst werden muss. Momentan entwickeln wir das Leuchtmittel weiter.
Ist der Privatbereich immer noch der wichtigste Abnehmer?
Wir liefern immer noch alles an B2B, also an hochwertige Möbelhäuser, Lichtplaner, Architekten oder Innenarchitekten. Mal sind wir eng in das Projekt involviert, manchmal weniger. Insofern wissen wir nicht immer genau, wo die Leuchten letztlich hängen. Bei Hotels werden mit den Leuchten gerne Akzente gesetzt, zum Beispiel in der Lobby. Aber viele Menschen wünschen sich auch atmosphärisches Licht für den Privatraum.
Deine Leidenschaft fürs Glas ist ungebrochen?
Besonders die freien Formen, die man als solches gar nicht bei so vielen Materialien hat, faszinieren mich bis heute. Auch die Farben machen mich unglaublich glücklich. Es gibt immer wieder neue Herausforderungen hinsichtlich der Farbkompositionen und der Hängung. Wer sich die Leuchten aufhängt, kann viel mitgestalten, sodass ein gemeinsames Werk entsteht.
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