Nur kurz wird es im Sommer dunkel, im Winter kaum hell: Norwegen ist ein Land, das von extremen Lichtverhältnissen geprägt ist. Dort, in Lillesand, wurde 1990 das Familienunternehmen SG Leuchten gegründet, dessen Beleuchtungslösungen sich beständig am natürlichen Sonnenlicht orientieren. Der Hersteller bietet hochwertige Beleuchtungslösungen für den Innen- und Außenbereich, für private sowie gewerbliche Nutzungen an. Das Design ist typisch skandinavisch: modern, sehr reduziert und zeitlos.

Bei der diesjährigen Euroluce wurde deutlich, dass Wohnlichkeit und Wärme zurück ins Leuchtendesign kehren. Technische Raffinessen werden nicht mehr so gefeiert. Ist das auch Ihre Beobachtung?
Wir haben bereits auf der letztjährigen Light + Building in Frankfurt einen Trend in Richtung organisches Design wahrgenommen. Daher sind wir fleißig in der Neuentwicklung. Wir haben gerade die Wandleuchte Artes, eines unserer Top-Produkte, überarbeitet. Sie ist ursprünglich sehr kubisch, kantig. Jetzt haben wir sie runder gemacht. Grundsätzlich reden wir eher selten über die Technik bei unseren Leuchten. Denn es geht uns um die Wirkung der Leuchte und des Lichts. Wir stellen aber fest, dass das Thema Variabilität stark zunimmt.

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Inwiefern?
Ein Beispiel: Wir waren an zahlreichen Tiny House-Projekten beteiligt und haben dort viel Erfahrung hinsichtlich variabler Beleuchtung gesammelt. In einem Bereich mit nur einem Raum, der aber sehr unterschiedlich genutzt werden soll, ist der Wunsch nach einer mitführenden Beleuchtung, die alle Nutzungen abbilden kann, groß. Das heißt, morgens zum Frühstück ist eine andere Beleuchtung gefordert, als vormittags zum Arbeiten, nachmittags zum Spielen mit den Kindern oder zum Abendessen. Das stellte zunächst extreme Anforderungen an die Lichttechnik. Das Problem haben wir gelöst: Je nach Nutzung oder Stimmung lassen sich Lichtfarbe und -intensität unserer Leuchten ohne komplexe Steuereinheiten, ohne großen technischen Aufwand verändern.

Wie sieht das konkret aus?
Wir rüsten beispielsweise derzeit die Ruheräume vieler Kindergärten mit unseren Leuchten nach. Man muss nichts an der Installation verändern, braucht keine neue Verkabelung, kein Bussystem und so weiter. Man tauscht lediglich Leuchten und Dimmer aus und hat damit alle Möglichkeiten. In der Regel werden dann vier Szenen in einer Leuchte abgespeichert: warmes Licht zum Ruhen, kälteres Licht zum Aktivieren, Putzlicht sowie Ein/Aus.

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Wie würden Sie eine optimale Beleuchtung für ein Büro beschreiben?
Unser internes Leitmotiv lautet: Das richtige Licht zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Wenn wir das schaffen, ist Beleuchtung optimal. Egal in welchem Kontext. Blendfrei sollte ein Licht im Arbeitskontext immer sein. Und sonst gibt es da keine allgemeingültige Formel, es kommt auf die individuelle Nutzung an: Ist etwa die beste Farbwiedergabe gefragt, weil mit Mustern, Farben, Oberflächen in der Modebranche gearbeitet wird? Im privaten Bereich wären die Fragestellungen ähnlich.

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Welche Leuchten aus Ihrem Portfolio sind derzeit am beliebtesten?
Dim-to-Warm-Leuchten und Tunable White-Leuchten, die die gesamten Möglichkeiten hinsichtlich Lichtwärme und -farbe abbilden. Beide sind sowohl im privaten als auch im gewerblichen Bereich stark gefragt. Im Außenbereich werden Lichtstärke und -farbe ebenfalls immer wichtiger. Stichworte sind „Reduzierung der Lichtemission“ und „umweltverträgliches, insektenfreundliches Licht“. Der Trend geht hin zu einem sehr wohldosierten Licht.

Wie können wir uns ein „insektenfreundliches Licht“ vorstellen?
Je wärmer die Lichtfarbe, desto weniger belastend ist es für die Insekten oder Tierwelt generell. Genau daran passen wir unser Portfolio an. Ein Beispiel wären Konzepte für beleuchtete Parkplätze. Da halten wir das Licht inzwischen warm, um möglichst wenig Einfluss auf die Tiere zu haben. Diesbezüglich stärkt sich das Bewusstsein. Es gibt jetzt auch schon die ersten gesetzlichen Ideen zu dem Thema: Weg vom kalten und hin zum warmen Licht, wenn im öffentlichen Raum etwas beleuchtet werden soll.

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Welche technischen Entwicklungen kristallisieren sich bei SG Leuchten gerade im Bereich der Innenraumbeleuchtung heraus?
Wir sind dabei, die Produkte in der Effizienz bei gleicher Lichtleistung zu verbessern und machen da gerade riesige Fortschritte. Gleichzeitig entwickeln wir viel im Hintergrund: Alle nicht sichtbaren Kunststoffteile bestehen bei SG Leuchten aus 100% Biokunststoff. Ganz aktuell nutzen wir ein innovatives Material, bei dem unter anderem Abfälle aus der Lebensmittel- sowie der Holzindustrie zu einem bio-zirkulären Material verarbeitet werden. Dieser Werkstoff ist dann hinsichtlich Verarbeitung und Anmutung bisherigen Kunststoffen sehr ähnlich. Daraus fertigen wir Leuchtengehäuse und hauchen dem Abfallmaterial ein zweites Leben ein. Junistar Bio heißt die neue Leuchte, die wir im September auf den Markt bringen.

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Worin sehen Sie die größten Aufgaben hinsichtlich einer nachhaltigen Innenraumbeleuchtung?
Zum einen sind die Materialien wichtig. Zum anderen – und das wird meines Erachtens viel zu wenig beachtet – ist die Frage nach der Haltbarkeit, der Langlebigkeit der Technik-Komponenten essenziell. Wir geben auf einige Produkte zehn Jahre Vollgarantie. Und da müssen wir sehr genau auswählen. Es macht kaum Sinn, Komponenten aus Biostoffen einzusetzen, wenn sie nach zwei Jahren nicht mehr brauchbar sind und wieder ausgetauscht werden müssen. Unsere Leuchten haben auch nach zehn Jahren fast die gleiche Lichtleistung wie am Anfang. Die Chips halten, die Komponenten halten – das sind wichtige Aspekte der Nachhaltigkeit!