New Kids on the Block
Junge Gestalter*innen erobern die Designwelt
Mit einem frischen Blick auf Material, Form und Haltung prägen junge Gestalter*innen die Designszene von morgen. Ihre Arbeiten entstehen zwischen Handwerk und Technologie, Forschung und Emotion. Wir stellen Ihnen vier aufstrebende Talente und Labels aus Deutschland, Italien und Skandinavien vor.
Studio Marcus Götschl
Der Münchener Marcus Götschl verband bereits während seiner Ausbildung Handwerk und Produktdesign. Nach Stationen bei GG Møbel in Norwegen, Anker Bak in Dänemark und ClassiCon in Deutschland gründete er 2025 das eigene Studio. Seinen Entwurfsschwerpunkt hat er nicht nur beibehalten, sondern weiter geschärft: Er setzt auf natürliche Materialien, Handwerkskunst und eine zeitlose Ästhetik, ohne dabei die soziale Verantwortung außer Acht zu lassen.
Die Entwürfe des jungen Designers sind stark von seiner Zeit in Skandinavien geprägt. Eine klare, nordische Formensprache gehört zu seiner Handschrift. Zugleich sorgen durchdachte, teilweise verspielte Details für eine besondere Ausdruckskraft seiner Möbel. So wird die tragende Struktur des Regalsystems Naku, inspiriert von der Aderzeichnung eines Laubblatts, von sanft abgerundeten Elementen eingefasst. Organische Formen machen auch die Glass Collection, bestehend aus einem Beistelltisch und einem kleinen Regal, freundlicher und wohnlicher. Der Tension Stool wiederum überzeugt durch seine schlichte Konstruktion und eine weich geschwungene Sitzfläche für hohen Komfort.
Marcus Götschl präsentierte seine Arbeiten bereits 2024 bei den 3daysofdesign sowie bei der diesjährigen Ausgabe der Nachwuchsplattform Salone Satellite in Mailand einem internationalen Publikum.
Zara Adler
Die in Kopenhagen ansässige Designerin Zara Adler bewegt sich an der Schnittstelle von Architektur, Produktgestaltung und Installation. Nach ihrem Studium in Spanien und Dänemark gründete sie ihr eigenes Studio, in dem sie gerne in paradoxe Welten abtaucht, wie sie selbst betont.
Im Zentrum ihrer Arbeiten steht die Auseinandersetzung mit Widersprüchen: zwischen Handwerk und Technologie, Abfall und Wertstoff, Stabilität und Wandel. Sie experimentiert mit digitalen und analogen Fertigungsprozessen und möchte Materialien ein neues Leben schenken. So setzt sie Baustoffe und recycelte Kunststofffilamente in ihrer Arbeit ein. Die dabei entstandenen 3D-gedruckten Objekte wie Coma und Hielo sind multifunktional und nahezu transparent. Das ermöglicht eine ständige Interaktion mit der Umgebung, den Farben und dem Licht.
Zara Adlers Entwürfe wurden beim Salone Satellite, bei der Architekturbiennale in Venedig und im Hong Kong Design Institute ausgestellt.
Riccardo Toldo
Riccardo Toldo hat Industriedesign in Venedig und Mailand studiert. Er lebt weiterhin in der lombardischen Metropole – und in den Dolomiten. Seine Faszination für Licht begann bereits im Kindesalter und ist bis heute für ihn nicht nur ein Werkzeug, sondern eine zentrale Ausdrucksform.
Der junge Designer nutzt Licht als Beleuchtungsquelle und zugleich als gestaltgebendes Element. Dabei behandelt er es wie eine eigene Sprache. Mit seinen raffinierten Entwürfen zeigt er, wie sich mit minimalen Mitteln große räumliche Wirkungen erzeugen lassen. So besteht die Leuchte Fil Rouge aus LED-Filament mit einem Durchmesser von nur zwei Millimetern. Das Kabel ist mit Silikon ummantelt, um Biegsamkeit zu gewährleisten, und kann in der Länge variiert werden. Es strahlt ein intensives, rotes Licht aus. Die Möglichkeiten, die leuchtenden Schnüre anzuordnen, sind vielfältig: Sie spannen einen Raum auf, der von dem diffusen, rötlichen Schein gleichzeitig definiert, eingenommen und ausgeleuchtet wird.
Riccardo Toldos Entwurf wurde beim diesjährigen Salone Satellite mit einem Preis ausgezeichnet.
Manu
Das junge Label Manu aus Schweden versteht Design als Beziehung. Jedes Objekt soll nicht nur funktionieren, sondern eine emotionale Verbindung eingehen – mit den Nutzer*innen, der Umgebung, dem Alltag. Statt gekauft oder verkauft zu werden, werden die Produkte „adoptiert“. Es geht um einen bewussten Perspektivwechsel, der Verantwortung und Wertschätzung fördern soll.
Die erste Kollektion widmet sich der Transformation von Abfallstoffen wie Zitronenschalen, PET-Flaschen und Maisstärke. Mithilfe von 3D-Druck werden die kurzlebigen Materialien zu langlebigen Objekten wie Leuchten und Vasen. So entsteht aus Weggeworfenem etwas Begehrenswertes. Die intensiven Farbtöne und -kombinationen der Objekte ermöglichen auffällige und kontrastreiche Highlights in Innenräumen.
Marcus Götschl
marcusgoetschl.comZara Adler
zaraadler.comRiccardo Toldo
riccardotoldo.comMANU
manumatters.comMehr Menschen
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