Kippmoment im Homeoffice
Niklas Fiedlers wandelbarer Stuhl Switch 2 für das Arbeiten zu Hause

Die German Design Graduates haben sich als Plattform für junge Gestalter*innen etabliert – und baunetz id ist als Medienpartner schon von Anfang an dabei. 2021 haben wir den German Design Graduate Niklas Fiedler für seine Bachelorarbeit Switch 2 ausgezeichnet.
In den ersten Monaten der Pandemie tauchten zahlreiche, mehr oder weniger improvisierte Produkte auf, die uns das Leben mit dem Virus erleichtern sollten: futuristische Visiere und Desinfektionsspender, Paravents aus Acrylglas und Picknickdecken mit Abstandhalter. Heute, mit mehr als eineinhalb Jahren Abstand, sieht mancher Entwurf der ersten Stunde schon wieder ziemlich überholt aus.
Niklas Fiedlers Bachelorarbeit an der Kieler Muthesius-Kunsthochschule entstand ebenfalls aus den Erfahrungen der neuen pandemischen Realität – doch der Designer ist deutlich tiefer eingestiegen in das Thema. Seine Antwort darauf, dass viele Menschen plötzlich zum Arbeiten zu Hause bleiben mussten: der wandelbare Stuhl Switch 2, Arbeitsstuhl und Loungechair in einem. Eine Mechanik unter der Sitzfläche erlaubt, die Position stufenlos zu verändern. Mit einem Handgriff kippt der Stuhl von aufrecht zu entspannt – und zurück. Einmal wird die längere Sitzschale zur Rückenlehne, einmal die kürzere. Die Idee dahinter: mithilfe eines Möbels die verschiedenen Sphären im Zuhause besser trennen und nach getaner Arbeit Abstand gewinnen zum Job.
Perspektivenwechsel im Homeoffice
Zunächst befragte Niklas Fiedler Freund*innen und Bekannte, wie sich das Homeoffice auf ihren Alltag auswirkte. „Sie sollten einen Grundriss ihrer Wohnung skizzieren“, erzählt Fiedler im Online-Interview. Es zeigte sich, dass viele ihr Heimbüro im Wohn- oder Schlafzimmer aufgeschlagen hatten. Er experimentierte daraufhin mit verschiedenen Ansätzen, um die räumliche Situation ad hoc verändern zu können: mit Raumteilern, verschiedenen Lichtszenarien oder einer Schreibtischplatte, die – einmal um ihre Längsachse gedreht – zum Bett wird. Als Signal, dass jetzt Feierabend ist. In einer zweiten Befragungsrunde setzte sich jedoch das Konzept des Stuhl durchs: „Die Idee fanden viele gut“, sagt der Designer. „Die Möglichkeit, die Körperhaltung zu wechseln und damit auch die Perspektive, hat überzeugt.“
Garagentor-Mechanismus als Vorbild
Doch damit dieser Perspektivenwechsel auch mühelos abläuft, war einiges an Detailarbeit nötig. Etwa an der Form der beiden Sperrholzschalen, die als Sitz sowie als Lehne funktionieren müssen. „Sie durften nicht aussehen wie ein verkehrtherum gedrehter Stuhl“, sagt Niklas Fiedler. Und bequem sollten die Schalen natürlich ebenfalls sein. Am kniffeligsten aber war die Mechanik: Mehrere Rollen laufen über die Metallrohre des Gestells, ein Prinzip, das sich Fiedler bei Garagentoren abgeschaut hat. An diesem Punkt sieht der Designer auch noch Verbesserungspotenzial. 2022 möchte er daran arbeiten, die Mechanik zu vereinfachen und das Gestell zu optimieren. Und er möchte gerne einige Exemplare von Switch 2 produzieren – wenn er die Zeit dazu findet. Nach einem halbjährigen Designpraktikum in Stockholm hat er nämlich jetzt den Masterstudiengang „Industrial Design“ an der Hochschule Burg Giebichenstein in Halle begonnen. Ein weiterer Schritt in die richtige Richtung: Denn Niklas Fiedler wusste schon als Jugendlicher, dass er Designer werden möchte.
Niklas Fiedler
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