Arbeiten im Farbrausch
In Ruhe aufgeregt: das neue Büro von Masquespacio
Das Design setzt aktuell vor allem auf den skandinavisch inspirierten Stil, der mit gepuderten Tönen, gebleichtem Holz und Eierschal- und Graunuancen Räume visuell auf Entzug setzt. Den Farbkarneval, den wir auf Nummer Sicher allerdings verpassen, den führt uns das Studio Masquespacio mit seinem neuen Büro im spanischen Valencia vor.
Mehr ist mehr – so könnte man den Namen des Studios von Milena Hernández Palacio und Christophe Penasse wohl frei übersetzen. Das Mas steht für mehr und meint mehr Farbe, mehr Mut, mehr Viel im Wenig. Ihr Logo verzichtet deshalb in der Kommunikation auf das –quespacio, beschneidet dem S die Bögen und nimmt dem A seinen Querbalken. „Der Buchstabe S teilt sich wie unsere beiden gestalterischen Professionen, eine Teilung, die auch für den Mehrwert steht, der in jedem Projekt durch unsere Beratungsleistung entsteht“, beschreibt das Duo sein Markenzeichen. Denn Masquespacio sind nicht einfach Raumverschönerer, sondern bieten mit ihrem Hintergrund ein gestalterisches Rundum-Sorglos-Paket. Die Gründer bringen einen Design- und Marketing-Hintergrund mit und bilden mit diesen Professionen in ihrer Arbeit die größtmögliche Schnittmenge.
Ein Schreibtisch in der Villa Kunterbunt
Was sie außerdem von der Konkurrenz unterscheidet, ist die fehlende Furcht vor Farbe. Schon ihre Acadèmia Altemira setzte auf kräftige Blau- und Grünnuancen, die sich aus der Markenidentität des Auftraggebers ableiteten. Bei der Neugestaltung ihres eigenen Studios gab es dann kein Halten mehr. Knalliges Senfgelb, tiefes Aquamarinblau und ein zartes Altrosa werden als große Farbflächen vor- und nebeneinander gesetzt. Kombiniert werden sie mit aktuellen Trends wie Gold und Kupfer, Marmor, Pflanzen und Holz. „Obwohl das Studio zu jeder Zeit ein Ort der Arbeit ist, haben wir neben leuchtenden Farben und Polstermöbeln auf die Integration dekorativer Elemente gesetzt. Unser Ziel war es, eine warme Atmosphäre zu schaffen, und damit über die reine Gestaltung eines Arbeitsortes hinauszugehen“, fasst Milena Hernández Palacio das Konzept zusammen.
Strenge Wohnlichkeit
Der erste Raum hinter der Eingangstür ist ein Warte- und Konferenzraum, der sich für diese Funktion mit gepolsterten Hockern und Sofas qualifiziert. Die bunten Blobs und knautschigen Sessel entstammen der von Masquespacio für Missana entworfenen Kollektion Toadstool. Mit ihren grafischen Möbel-Architekturen und von goldenen Platten abgeschlossenen Marmorsockeln nehmen die Designer eindeutige Anleihen bei Memphis und Kubismus. In Kombination mit dem grauen polierten Boden, großen Pflanzgefäßen, Farbflächen und wohldosierten, dekorativen Akzenten entsteht eine räumliche Klarheit, die in ihrer Überzeichnung fast kulissenhaft wirkt.
Chef-WG
Vom Empfangsbereich geht das eigentliche Studio mit individuellen Arbeitsplätzen und Gemeinschaftstisch direkt ab. Die ursprünglich zwei Zimmer haben die Designer zu einem zusammengelegt, und statt durch eine Wand wird der Raum jetzt durch einen Wandschirm geteilt. Auf der einen Seite schließen sich die als Kuben ausgeführten Arbeitsplätze der Chefdesigner an. Sie sind für konzentriertes und ablenkungsfreies Arbeiten gestaltet und wurden individuell den jeweiligen Bedürfnissen entsprechend eingerichtet. Im Rücken haben Palacio und Penasse eine grüne Wand, an der ein Best-of ihrer Arbeiten ausgestellt ist. Mehr Umwelt lässt der Gemeinschaftsbereich zu. Er öffnet sich zur Terrasse und gibt mit einer großen Schreibtischplatte den physischen Produkten der Arbeit Masquespacios Raum.
Spaß ohne Unsinn
Der zweite Arbeitsraum folgt konsequent der gestalterischen Identität des Studios. An großen Tischen können sich die Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz frei wählen. Einfache Lagerregale wurden durch eine goldene Lackierung und vorgesetzte Lochbleche individualisiert. Dass selbst dieser Bereich wohnlich wirkt, dafür sorgt ein grüner Dschungel auf dem obersten Regalboden. Mit großen Blättern hängt das Grün über den Akten und setzt sich über die einzelnen Räume bis vor die Fenster fort. Design und Dekoration des Studios zeigen Liebe bis ins kleinste Detail und Affinität zum Zeitgeist. Jede Büroklammer ist ästhetisch auf ihre Umgebung abgestimmt, und aus rein dekorativen Gründen wird auch das Trendobst Ananas mal auf den Sockel gestellt. Damit hat das Duo von Masquespacio sich Räume geschaffen, die eine Visitenkarte ihrer Arbeit sind, daneben aber auch ein ungewöhnlich farbenfrohes Studio, das beweist, dass ein fröhliches Umfeld auch ohne die bei Start-Ups üblichen Bürorutschen möglich ist.