Genuss im Gewächshaus
Restaurant von Norm Architects mit Möbeln von Karimoku

Skandinavischer Minimalismus trifft auf japanische Präzision: Norm Architects haben zusammen mit dem japanischen Holzmöbelhersteller Karimoku das Restaurant „ÄNG“ in Südschweden eingerichtet. Das reduzierte Interior aus Naturmaterialien passt perfekt zur regionalen Küche.
Wie schmeckt Südschweden? Das Restaurant ÄNG, zu Deutsch „Wiese“, in der Region Halland gibt Antworten. Fische kommen aus den benachbarten Seen, das Fleisch vom Jäger, Gemüse vom Bauern und Weine vom Weingut Ästad Vingård, auf dessen Anwesen sich das Lokal befindet.
Restaurant als Fallstudie
Von Weitem könnte man das Restaurant für ein möbliertes Gewächshaus halten. Es ist rundum verglast. Der Bau entstand zwischen 2021 und 2022. Daniel Carlsson, Mitgründer des Bio-Weinguts Ästad Vingård, wollte das Esserlebnis in dem mit einem Michelin-Stern ausgezeichneten Feinschmeckerlokal um eine architektonische Dimension erweitern. Dafür holte er Norm Architects und die japanische Lifestyle-Marke Karimoku ins Boot. Das maßgeschneiderte Interiorkonzept ist die sechste „Fallstudie“ des Holzmöbelherstellers aus Tokio. Die natürlichen Materialien harmonieren mit den Kreationen des Chefkochs Filip Gemzell. Werte wie Nachhaltigkeit und Minimalismus schlagen eine Brücke zwischen japanischer und skandinavischer Ästhetik.
Wohnzimmer mit Ausblick
In drei Bereichen bewirtet der Sternekoch seine Gäste. Eine mit gemütlichen Leinensofas und Holztischen ausgestattete Lounge und eine solide Bar aus Naturstein empfangen die Besucher*innen im Erdgeschoss. An private Wohnzimmer erinnern die Polstermöbel, die von Skulpturen aus Stein kontrastiert werden. Die wahre Größe des an einem Hang gelegenen Restaurants erschließt sich erst nach einer Fahrt mit dem eingebauten Lift ins Untergeschoss. Dort befinden sich der urige, fensterlose Weinkeller mit Sitzgelegenheiten sowie ein großzügiger Speisesaal, der einen weiten Ausblick über die hügelige Landschaft mit einem See bietet. Das Untergeschoss ist in einem 30-Grad-Winkel zum Erdgeschoss gebaut. So ist es – trotz seiner Glasfront – vor Blicken von der Straße geschützt.
Kulinarische Etappen
Das 17-Gänge-Menü samt Weinbegleitung im ÄNG ist verbunden mit einer sorgfältig choreografierten Tour durchs Haus. Als zurückhaltende und elegante Möblierung wählte Daniel Carlsson den Esszimmerstuhl N-DC01 von Karimoku aus, den das Kopenhagener Architekturbüro Norm Architects entworfen hat und der Teil der Case Study-Serie von Karimoku ist. Diese Serie, benannt nach den kalifornischen Case Study Houses, wird seit 2019 stetig erweitert und entstand im Rahmen mehrerer Projekte des japanischen Studios Keiji Ashizawa mit der Designabteilung von Norm Architects. Für das Restaurant ÄNG passten die Architekt*innen einige Stücke aus der Kollektion – wie das Sofa A-S01 oder den Tisch N-ST02 – größenmäßig den Räumlichkeiten an. Sonderanfertigungen für das Projekt gehen möglicherweise in die permanente Kollektion von Karimoku über.
Haptische Materialien
Alle Materialien verbindet eine starke Haptik. Neben Eichenholz kommen Wandpaneele aus Segeltuch und veredelte Steinböden zum Einsatz. „Wir glauben, dass alle Sinne miteinander verbunden sind“, sagt Frederik Werner, Designer und Partner bei Norm Architects. „Auf die Atmosphäre kommt es an. Es reicht nicht aus, gutes Essen zu kochen. Die Inszenierung des Essens, sei es durch die Architektur, die Natur oder den Teller, von dem man isst, gehört ebenso dazu. Ob es der Geruch des Raumes oder seine Akustik ist, all diese Elemente sind für das Erlebnis des Essens genauso wichtig wie das Gericht selbst.”
Für den Bauherrn vollendet die kontrastreiche, einladende Umgebung das kulinarische Erlebnis. In enger Abstimmung mit ihm gelang es den Architekt*innen eine passende architektonische Umgebung zu schaffen. Sie wird der Mischung aus Haute Cuisine und ländlicher Idylle gerecht, für die auch die Küche des Chefkochs Filip Gemzell steht.
FOTOGRAFIE Jonas Bjerre Poulsen
Jonas Bjerre Poulsen
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