Hightech im Getreidesilo
Radiologiepraxis von two_space im ehemaligen Kornspeicher

Den Bestand wahren – darum ging es bei der Sanierung eines denkmalgeschützten Getreidespeichers in Düsseldorf. In diesem historischen Gebäude gestaltete das Team von two_space eine Radiologiepraxis und stützte sich dabei auf die markante Grundrissstruktur der Betonsilos. Das Ergebnis: moderne Räume, die den Bestand nicht nur erhalten, sondern ihn auch zeitgemäß fortführen.
Im Düsseldorfer Hafen haben Ingenhoven Architects einen alten Getreidespeicher, in dem einst das bekannte Diamant Mehl gelagert wurde, zu einem Büro- und Ärztehaus umgebaut. Die Betonsilos bilden den Schlussstein im Ensemble des Plange Mühle Campus, eines Büro- und Gewerbequartiers, das seit über 20 Jahren entwickelt wird. Um die markante Form des 1929 erbauten Getreidespeichers zu erhalten, haben die Architekt*innen lediglich die innenliegenden Silowände längsseitig aufgeschnitten und entfernt. Durch den geöffneten Grundriss sind vielfältige Nutzungsmöglichkeiten entstanden.
Auf den Bestand eingehen
Im ersten Obergeschoss des Speichers haben die Innenarchitekt*innen von two_space den Erhalt des denkmalgeschützten Speichers bei der Gestaltung einer Radiologiepraxis fortgeführt. „Ziel der Innenarchitektur war, die Geometrie der ursprünglichen Architektur mit ihren 2x5 axial angeordneten, runden Silos in allen Ebenen nachzuzeichnen“, erläutern die Gestalter*innen. Zeitgemäße Ergänzungen bei Interieur, Material und Farbe heben die ursprüngliche, durch Rundungen geprägte Grundrissstruktur erneut hervor und transportieren die Historie in die neuen Praxisräume.
Retro-Futurismus
Die in Zweierreihen angeordneten Segmente der ehemaligen Siloröhren reihen sich entlang eines zentralen Flurs, von dem die Untersuchungsräume links und rechts abgehen. Ergänzende Wandsegmente führen stimmig die Rundung der Röhren fort und akzentuieren damit nicht nur den historischen Bestand – sie rhythmisieren den Korridor durch einen Wechsel aus Enge und Weite. Während die Bestandswände lediglich weiß gestrichen sind und damit die ursprüngliche Struktur offenlegen, hat two_space die neu gebauten Segmente mit Pinatex umspannt, einem Material, das aus gepressten Ananasfasern besteht. Die leicht lederartige Beschaffenheit verleiht den Wänden Struktur und knüpft in silbrig schimmernder Farbe an das Hightech-Umfeld der Praxis an. Ein Kranz aus Eichenparkett führt die Rundung der Silos im Boden fort und signalisiert damit auch den funktionalen Wechsel von den Warte- und Untersuchungsräumen zu den Verkehrszonen aus gestrichenem Estrich. Eine Lamellendecke mäandert entlang der Siloröhren und ist, je nach Blickrichtung, dunkelblau oder gelb.
Beruhigende und aktivierende Farbtöne
Die eher kühl anmutenden, futuristischen Formen und Farben des Eingangsbereichs setzen sich in den anderen Räumen konsequent fort. Im Wartebereich mit Ausblick auf Düsseldorf und den Rhein wird das Eichenparkett durch gelben Teppichboden ergänzt, eine weiße, gebogene Bank lädt zum Verweilen ein. Die Untersuchungsräume legen den Fokus auf die Diagnostik. Dennoch greift auch dort das Interieur mit gelbem Teppich, schwebenden Sideboards und Tischen das Narrativ der kreisförmigen Silos auf: Alle Möbel wurden speziell für die runden Räume maßgeschneidert. Verlassen die Patient*innen nach Abschluss der Untersuchung die Praxis, so gehen sie unter der nun gelb erscheinenden Lamellendecke zum Ausgang.
Gelungene Übersetzung in die Gegenwart
two_space übersetzte die markante Kubatur des denkmalgeschützten Getreidespeichers für die neue Radiologiepraxis konsequent und ohne in einen Historismus zu verfallen. Dank einer selbstbewussten Planung ist es den Innenarchitekt*innen dabei gelungen, Vergangenheit und Gegenwart zu verbinden und eine zeitgemäße Nutzung zu ermöglichen.
FOTOGRAFIE Peter Kalte
Peter Kalte
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