In den Rahmen gefallen
Fels, Sonne, Brandung: Ferienhaus vom Architekturbüro Cadaval & Solà-Morales.
Fels, Sonne, Brandung: Das Architekturbüro Cadaval & Solà-Morales hat an der katalanischen Mittelmeerküste ein Ferienhaus gebaut, das ganz auf seine spektakuläre Lage ausgerichtet ist. Exterior und Interior des additiven Gebäudes leben vor allen von den weiten Ausblicken aufs Meer.
El Port de la Selva ist ein idyllisches Fischerdorf mit 980 Einwohnern, das rund 150 Kilometer nördlich von Barcelona nahe der französischen Grenze liegt. Das Ferienhaus von Cadaval & Solà-Morales steht an exponierter Stelle in der geschützten Bucht: an einem felsigen Steilhang, ausgerichtet zum Meer. Meist weht hier oben eine sanfte Brise, die sich manchmal aber auch zu einem kräftigen Tramuntana-Wind auswachsen kann.
Herausgeschaut
Die rauen klimatischen Bedingungen auf dem lediglich 250 Quadratmeter großen Grundstück bilden den Rahmen für das Projekt des in Barcelona ansässigen Architekturbüros. Ebenso wie die lokale Architektur, die sich zusammensetzt aus meist zweistöckigen, weiß getünchten Häusern mit Flachdach und Patio. Genau diese architektonischen Elemente finden sich auch beim Ferienhaus von Mel und Geoff, das jedoch – im Unterschied zu den heimischen Bauten – über extrem große Fenster verfügt.
Aneinandergereiht
Das Haus ist eine additive Aneinanderreihung von singulär wirkenden Raumboxen, die sich in einer gemeinsamen Wohnzone treffen. Jede der Boxen birgt jeweils eine Funktion: Während im Erdgeschoss Küche, Esszimmer, Wohnraum und eine Gästetoilette untergebracht sind, beherbergt das Obergeschoss vier Schlafzimmer und ein Bad. Jede der kubischen Boxen hat eine andere Ausrichtung und grenzt das Gebäude so von den Nachbarn ab. Zudem ermöglicht jedes der bodentiefen Fenster einen anderen, beeindruckenden Ausblick aufs Meer und die kargen Berge. Auch werden durch die versetzte Anordnung der Boxen die Lichtverhältnisse optimal genutzt.
Eingerichtet
Wirkt das Haus von außen durch das Hin und Her der Boxen leicht disparat, bildet es im Inneren eine erstaunlich harmonische Einheit. Das liegt vor allem an den gestalterischen Kniffen, mit denen die Architekten die Räume zusammenhalten: Ein einheitlicher Bodenbelag aus dunkelgrauem Estrich trifft auf weiß getünchte Wände und Decken sowie eine Empore mit transparentem Geländer, die den Wohnraum nach oben hin abschließt.
Zum luftig-leichten Eindruck des Hauses trägt neben der Architektur auch das minimalistische Interiordesign bei. Nur wenige ausgewählte Möbel, Teppiche und Accessoires zieren das Innere, darunter Designikonen wie der Hardoy Butterfly Chair aus den Dreißigern in einer Lederversion oder der legendäre Acapulco Chair aus den Fünfzigern. Dazu gesellen sich zeitgenössische Designstücke in Knallfarben wie die roten Barhocker von Konstantin Grcic und der kreisrunde Filzteppich Pinocchio des dänischen Labels Hay. Weiße, maßgefertigte Einbauschränke in den Schlafzimmern ergänzen das Möbelensemble und bilden einen schönen Kontrast zu den Farbexplosionen im Erdgeschoss.
Eingerahmt
Der kleine, terrassenförmig angelegte Garten mit Natursteinmauern ist nur karg bepflanzt. Er wird ergänzt um einen rechtwinkelig angelegten Außenpool. Garten und Haus bilden eine gestalterische Einheit, die von Geometrien beherrscht wird. Dabei haben die Architekten Eduardo Cadaval und Clara Solà-Morales den Rahmen als wichtigstes architektonisches Motiv auserkoren. Es findet sich wieder bei den Fenstern, die das azurblaue Mittelmeer rahmen. In der Empore, die das Wohnzimmer von oben rahmt. Und im weißen Geländer, das die zentrale Treppe rahmt.
Das Haus an der katalanischen Mittelmeerküste ist ein Feriendomizil wie es sich wohl vor allem Nordländer erträumen: in exponierter Lage hoch über dem Meer gelegen, weiß, luftig und licht. In gewisser Weise ist es ein lebendig gewordenes Klischee vom Leben am (Mittel-)Meer. Dass das einstmals alles andere war als luftig und licht – hier oben vergisst man es.
FOTOGRAFIE Sandra Perez Nieto
Sandra Perez Nieto