L.A. residential
Anonymous Architects haben dieses kleine Haus in Los Angeles auf vier Betonpfeiler gestellt.
An einem Hang über den Dächern von Los Angeles steht ein Haus. Das Haus ist weder groß noch luxuriös, wie man es an solch einem Ort vermuten könnte. Im Gegenteil: Weil das Grundstück ausgesprochen klein ist, mussten Anonymous Architects das Haus auf Betonpfosten heben, um überhaupt genügend Wohnraum zu schaffen. Das Ergebnis: zwei luftig-leichte Ebenen mit ungewöhnlichem Grundriss.
Im Nordosten von Los Angeles liegt hoch über der Millionenstadt ein beliebtes Wohngebiet: Mount Washington. An der 3931 Cazador Street hat das Architekturbüro Anonymous Architects für Jon Behar und Joyce Campbell ein ungewöhnliches Haus entworfen. Ungewöhnlich deshalb, weil das Haus auf einem Grundstück steht, das mit 232 Quadratmetern Fläche sehr klein ist. Da es zudem an einem stark abschüssigen Hang liegt, der eigentlich als unbebaubar galt, war der Entwurf eine echte Herausforderung.
Kostengünstiges Loft
Der Architekt Simon Storey hatte für Behar und Campbell bereits vor zehn Jahren ein Haus entworfen, das inzwischen aber verkauft wurde. Doch hatten sich beide das kleine Nachbargrundstück gesichert, auf dem nun der Neubau entstanden ist, den das in Neuseeland ansässige Paar vermietet hat: 112 Quadratmeter Wohnfläche auf dem Grundriss eines unregelmäßigen Parallelogramms. Das komplett mit dunklen Metallplatten verkleidete Haus kostete nur ein Bruchteil dessen, was für einen Neubau normalerweise veranschlagt wird. Es wurde nämlich auf alles verzichtet, was teuer ist: kostspielige Materialien, Raumelemente und (maßgefertigte) Möbel.
Auf Stelzen
Aufgeständert auf vier Betonpfeilern, ragt das Gebäude weit über das Grundstück hinaus und wirkt deshalb – einem Baumhaus ähnlich – wie in der Luft schwebend. Die Bauherren hatten sich von Anonymous Architects nicht nur weite Ausblicke über die Stadt gewünscht. Auch die waldreiche Umgebung mit den zwei 80 Jahre alten Pinien sollte in den Entwurf integriert werden. Diesen Wunsch hat Storey umgesetzt in ein Haus, das nicht viel braucht, um zu wirken. Der ebenerdige, verglaste Eingang liegt direkt neben der Garage. Um den Wohn-, Küchen- und Essbereich im Parterre so großzügig wie möglich zu gestalteten, verzichtete der Architekt auf ein räumlich separates Entree. Deshalb steht man gleich beim Eintreten mitten im Wohnbereich, von dem eine hölzerne Treppe in das Obergeschoss führt.
Kochen mit Ausblick
Im Erdgeschoss ist einer einfachen weißen Küchenzeile – die ohne Oberschränke auskommt und mit einer Dunstabzugshaube aus Edelstahl gekrönt wird – ein Küchenblock aus Eichenholz gegenübergestellt. Er birgt ein Doppelwaschbecken und bietet Platz für eine große Arbeitsfläche und genügend Stauraum. Von hier geht der Blick über einen Essplatz und dem Wohnzimmerbereich über die bodentiefen Fenster hinweg auf das waldig-schattige Terrain. Die sparsame Möblierung mit Vintage-Möbeln aus den Sechzigern, weiße Farbe an Wänden und an der Decke sowie der warm anmutende Eichenholzfußboden sorgen für Weite und schaffen eine behagliche Atmosphäre. Flankiert wird der mit Kunstwerken dekorierte Wohnbereich durch ein kleines Badezimmer.
Schlafen unter Baumwipfeln
Das obere Geschoss ist nicht als komplette Etage, sondern als offene Empore ausgebildet – wie es im gesamten Haus überhaupt nur zwei raumhohe Wände gibt. Hier oben befindet sich das Schlafzimmer, das neben einem Doppelbett auch einen kleinen Arbeitsplatz aufnimmt. Highlight des Zimmers ist ein trapezartiges, das leicht geneigte Dach durchschneidendes Oberlicht mit Blick auf die wogenden Baumkronen. Wie im Erdgeschoss sorgen weiße Wände und Decken sowie der Holzfußboden für eine unaufgeregte Atmosphäre.
Anonymous Architects haben ein Haus entworfen, bei dem der Grundriss durch die Topografie beeinflusst ist, sich aber nicht von ihr bestimmen lässt. Auf zwei Ebenen hoch über der Stadt können die Mieter des Hauses sich fühlen wie in einem Loft mitten im Grünen. Und hoffen wahrscheinlich darauf, dass Jon Behar und Joyce Campbell – die Eigentümer des Hauses – nicht so schnell zurückkehren aus Neuseeland, wo sie den größten Teil des Jahres verbringen.
FOTOGRAFIE Steve King
Steve King