Schwere Jungs & leichte Küche
Kosher Nostra in Frankfurt: neues Restaurant im Bahnhofsviertel der Mainmetropole.

In Frankfurt muss man sich in Acht nehmen: Zwar werden die Kleinkriminellen des Bahnhofsviertels nach und nach durch aufstrebendes Hipstertum und die nachfolgenden Banker verdrängt, doch die richtigen Bösewichte kommen gerade erst, zumindest dem Namen nach. Denn nach Maxie Eisen wurde nun ein weiteres Restaurant nach einem Mitglied der Kosher Nostra benannt: Das Stanley Diamond sieht sich als großer Bruder seines Vorgängers und wirkt auch eine ganze Spur seriöser.
Die aus Frankfurt stammenden Ardinast-Brüder und der aus Berlin zugezogene Oskar Melzer haben mit ihrem zweiten Restaurantprojekt alles auf eine Karte gesetzt: Grüner Marmor, indonesische Eiche und Akustikpaneele aus Messing bilden den Materialrahmen für eine gehobene regionale Küche. Und von e15 ließ man sich sogar ein paar Exklusivmöbel entwerfen.
Diamond und Draper
Mit Maxie Eisen hatten sich die drei noch der traditionellen jüdischen Küche gewidmet, nun geht es mit Stanley Diamond eine gastronomische Stufe höher, hin zur gehobenen, regionalen Küche. Und auch die Inneneinrichtung, entworfen vom Frankfurter Architekturbüro Hollin+Radoske und Paul Bauer, hat sich den neuen Ansprüchen angepasst: Außer der Küche ist hier nichts leicht. Die Rückwand und der Bartresen sind komplett in dunkelgrünen Marmor gehüllt. Dazu kommt ein eingeschobenes Holzvolumen, das nicht nur eine gemütliche Sitzlandschaft beherbergt, sondern auch als Raumtrenner fungiert. Darüber thront eine Installation aus Akustikpaneelen, die aus leicht geknicktem Messingblech bestehen und die geschickt die Lichtleisten verdecken. Die Elemente bekleiden die gesamte Decke und reflektieren das Licht der wenigen Strahler über ihre dunkel schimmernde, ölig wirkende Oberfläche in den Raum hinein: Und so sitzt man als Gast wie unter einem überdimensionalen Collier, das in einer Schatulle aus edlem Holz und Stein ruht. Don Draper würde sich hier sicher wohl fühlen.
Brasilia in Frankfurt
Auch die Sitzmöbel besitzen eine gewisse Schwere. Die gepolsterten Stühle und Barhocker wurden exklusiv vom Frankfurter Möbellabel e15 für das Restaurant entworfen und passen gut zur luxuriös-geselligen Essatmosphäre. Gleichzeitig sind sie eine Verbeugung vor den Interiors klassischer Hotel- und Hochhauslobbys des frühen 20. Jahrhunderts. Sitzfläche und Rückenlehne sind zu einem einzigen Objekt vereint, das reduziert und skulptural zugleich wirkt. Und auch der Stoffbezug unterstreicht die Referenz zur Moderne, nicht nur aufgrund seines Namens: Brasilia ist ein in Blau- und Rottönen schimmerndes Textil und wird exklusiv für e15 gewebt.
Aber nicht nur der Gastraum wird inszeniert, auch die Küche bekommt ihren ganz besonderen Auftritt: Vom marmornen Bartresen aus blickt man durch eine rote Fensterscheibe direkt in das Herzstück des Stanley Diamond, in dem allerlei regionale Köstlichkeiten zubereitet werden. Dabei wird die Zubereitung des Essens nicht übermäßig zur Schau gestellt, sondern bleibt dezent präsent. Und fügt sich elegant ein in den gelungenen Gestaltungskanon des Stanley Diamond mit seinem spannenden Zusammenspiel aus Materialien und einem eindrucksvollen Raumkonzept.
FOTOGRAFIE Steve Herud
Steve Herud
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