Verspielte Pixel
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Mitten im Zentrum von Miami ragt der Wolkenkratzer des Stephen P. Clark Government Center beeindruckende 155 Meter in die Höhe. 1984 fertiggestellt, verbreiten die Innenräume des Gebäudes noch heute den rustikalen Charme der siebziger und achtziger Jahre. Vor allem die in gedämpften Erdtönen gehaltene Lobby sorgte bisher wohl höchstens bei Nostalgikern für Begeisterung. Der amerikanische Künstler und Designer Ivan Toth Depeña hat nun Abhilfe geschaffen. Seine Lichtinstallation Reflection bringt die quadratischen Stützpfeiler zum Leuchten und lässt selbst braune Fliesen und dunkle Holzdecken im Glanz des farbigen Lichts erstrahlen.
Ivan Toth Depeña, dessen Leben und Arbeiten sich in Brooklyn und Miami abspielt, studierte Architektur an der Harvard Graduate School of Design. Seither bewegt er sich zwischen den Disziplinen und setzt in seinen Kunstinstallationen auf das Zusammenspiel verschiedener Medien, Materialien und Techniken.
Welcome to the Lobby
Das Government Center ist nicht nur aufgrund seiner zahlreichen Büros ein gut besuchter Anlaufpunkt. Im Gebäude integriert befindet sich eine Haltestelle der Miami Metrorail, die ein wichtiges Drehkreuz für Berufspendler darstellt. Die entsprechend hohe Anzahl Durchreisender ließ bei den Verantwortlichen der Behörde den Wunsch nach mehr Spaßfaktor im nüchternen, angestaubt wirkenden Eingangsbereich entstehen. Die Lobby sollte als Aushängeschild des Gesamtkomplexes mithilfe zeitgenössischer Kunst in einen modernen und dynamischen Begegnungsort verwandelt werden. Die ständige Bewegung und menschliche Fluktuation inspirierten Ivan Toth Depeña zu einer interaktiven Lichtinstallation, die Besucher und Mitarbeiter auf verspielte Art einbezieht.
Leuchtdioden mit Langzeitgedächtnis
Seine Installation Reflection basiert auf einem Netzwerk maßgeschneiderter LED-Leuchtkästen, die strategisch an verschiedenen Säulen der Lobby montiert wurden. Mithilfe des sogenannten „camera tracking“ werden auch kleinste Bewegungen im Umfeld registriert und auf die farbigen LEDs übertragen. In enger Zusammenarbeit mit einem New Yorker Hersteller wurde eine anwenderspezifische Softwarelösung entwickelt und LED-Knotenpunkte einzeln programmiert, um eine hohe interaktive Reaktionsfähigkeit sicherzustellen. Im Raum verteilte Infrarotkameras fangen Bilder vorbeilaufender Personen ein und übertragen sie anschließend an die spezielle Software. In Echtzeit werden die Bilder abstrahiert und in entsprechende Lichtimpulse der LEDs verwandelt.
Das sensible System reagiert sowohl auf die Anzahl der Personen als auch auf die wechselnde Lichtqualität unterschiedlicher Tageszeiten. Maßstab und Lichtintensität der in farbige Pixel umgewandelten Bilddaten werden entsprechend angepasst. So wirken die Leuchtkästen wie digitale Spiegel, die abstrahierte Abbilder anwesender Menschen zurückwerfen. Und nicht wesentlich anders als normale Spiegel reizen auch sie die Betrachter, sich mit ihrem Gegenstück auseinanderzusetzen und in Interaktion zu treten. Nicht nur Kinder entdecken da ihren natürlichen Spieltrieb. Im Gegensatz zu Kristallspiegeln verfügen die Leuchtdioden jedoch über ein langes Gedächtnis. Vergangene Interaktionen werden gespeichert und können immer wieder abgespielt werden, sodass zu jeder Zeit eine menschliche Präsenz und Bewegung spürbar ist. Es ist ein wenig so, als würden Pixel-Geister in der Lobby eine farbenfrohe Party feiern.
FOTOGRAFIE Ivan Toth Depeña
Ivan Toth Depeña
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Ivan Toth Depeña
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