Bühnenzauber
Dass ein Ladenlokal mehr bieten kann als einfaches Einkaufen, das beweist seit fast einem Jahr der Swarovski Concept Store auf der Kärntner Straße in Wien. Schimmernde Lichtspiele und im Innenraum inszenierte Kunstobjekte entführen die Besucher in eine kristallin-phantasievolle Welt, in der die Ware nicht nur käuflich erwerbliches Produkt, sondern zugleich Teil eines Gesamtkunstwerks ist. Fortgeführt wird dieses Konzept seit April dieses Jahres durch wechselnde Schaufenster-Installationen: Verschiedene Künstler gestalten jeden Monat eine andere Welt, von einem blau illuminierten Garten über Heißkleber-Kleider und eine Spiellandschaft aus Designmöbeln bis hinein in die glamourösen zwanziger Jahre.
Aus einem ehemaligen Altstadthaus in der Wiener Innenstadt machten die Tiroler Architekten Schlögl und Süß Ende vergangenen Jahres eine Bühne für die Marke Swarovski. Kristalle, Kunst und Kultur, all dies verschmilzt hier unter einem Dach. So arbeitete bereits beim Umbau des Ladenlokals der österreichische Künstler André Heller als künstlerischer Berater mit den Architekten zusammen. Zur Eröffnung im Dezember 2009 zeigte auch der belgische Künstler und Designer Arne Quinze seine zwei exklusiv für Swarovski Wien gestalteten Installationen, die seitdem im Shop zu sehen sind.
Modegeschichte und Heißkleber-Schürzen
Seit April dieses Jahres wird auch das Schaufenster, das sich auf die bekannte Wiener Einkaufsmeile öffnet und von einer mit LED-Lichtpunkten bespielten Fassade umrahmt wird, zur Bühne für ungewöhnliche Installationen. Für die künstlerische Leitung konnte Swarovski Gerda Buxbaum gewinnen, die ehemalige Leiterin der Modeschule Wien im Schloss Hetzendorf. Im monatlichen Wechsel gestalten nun internationale Künstler nach einem bestimmten Motto das Schaufenster bis ins kleinste Detail.
Den Auftakt der sogenannten „Stages“ bildete im April eine Ausstellung der Modedesignerin Sara Vidas. „Shopping with LILI“ befasste sich mit dem Unterschied von Stil und Style, inszeniert als spielerisches Experiment quer durch die Modegeschichte. Mit Mode beschäftigte sich auch die Mai-Ausstellung der litauischen Textilkünstlerin Almyra Weigel. „Working Girls“ zeigte schwebende, fast transparente Schürzen, die einzig aus dem Werkstoff Heißkleber bestanden. Durch eine entsprechende Lichtinszenierung wurde die feine Gitternetzstruktur der fragilen Objekte zusätzlich hervorgehoben.
Traumwelten aus Designmöbeln
Im Juni kreierte die Kuratorin Gerda Buxbaum selbst für die „Stages“ einen surrealen Garten namens „Blue“: Inspiriert von der Blume des Jahres, der blau-lilafarbenen sibirischen Schwertlilie, schuf Gerda Buxbaum eine in mystisch-blaues Licht getauchte Landschaft aus Kristallblumen, exotischen Gräsern, Leuchtkristallen und Glaskugeln. Die Floristik bestand aus echten Blumen – mit Ausnahme eines großen, künstlichen Baumes, in den Schmuckstücke aus der aktuellen Swarovski-Kollektion integriert wurden. Im Juli verwandelte Gerda Buxbaum die Schaufenster-Bühne in einen bunten Spielplatz zum Herumtoben mit Schmuckstücken und Designmöbeln von Vitra. Neben kindgerechten Modellen des berühmten Plastikstuhls von Verner Panton zeigte Swarovski auch den Elefanten von Charles und Ray Eames. Dazu gab es Gummibären zur Stärkung, große Bälle und Eistüten voller Kristalle.
Tschaikowskys Schwanensee und Josephine Bakers Kristallschuhe
Von August bis September war die „Stage“ inspiriert von Tschaikowskys berühmtesten Ballett: Schwanensee. Zu sehen war ein funkelnder Nachthimmel, in dem ein leicht illuminierter Schwan aus Kristallen aufblitzte, dahinter schwebte das helle Band der Milchstraße. Inmitten des Schaufensters saß die unglücklich verzauberte Prinzessin in ein Kristallkostüm gehüllt und mit einer Kopfbedeckung, die Shaun Leane und Philip Treacy für den kürzlich verstorbenen Designer Alexander McQueen entworfen haben.
Das Thema „Tanz“ wird nun mit der aktuellen Inszenierung „Glamour Hunting“ fortgeführt, die noch bis zum 14. November das Schaufenster an der Kärntner Straße zieren wird. Diese entführt die Zuschauer in die wilde, glamouröse Welt des exotischsten Stars der zwanziger und dreißiger Jahre, der vor allem durch Freizügigkeit und das legendäre Bananenröckchen zu weltweitem Ruhm gelangte: Josephine Baker. Swarovski inszeniert die „schwarze Venus“ an ihrem Schminktisch inmitten spektakulärer Bühnenkostüme. Für diese Ausstellung wurden spezielle Stücke, wie zum Beispiel glitzernde Brustornamente oder Kristallschuhe, die von Josephine Baker und anderen Revuetänzerinnen getragen wurden, aus dem Swarovski Corporate Archive geholt und mit Objekten aus den aktuellen Kollektionen kombiniert. Das Swarovski Corporate Archive organisiert und verwaltet seit 2006 alle Produkte und Unterlagen, die im Zusammenhang mit der Geschichte des Unternehmens seit 1895 stehen. Das Kunstarchiv umfasst zum Beispiel Kleider von Shirley Bassey, Modeschmuck aus dem 20. Jahrhundert und Objekte aus Oper, Varieté und Film.
Ab dem 15. November steht die Swarovski-Stage unter dem Motto „Surprise“: Dann dreht sich alles um das Thema Weihnachten, Winter, Eis und Kristall. Was genau zu sehen sein wird, bleibt bis dahin jedoch eine Überraschung.
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