3 Days of Design 2021
Die Highlights aus Kopenhagen
Diesen Herbst ballen sich die Designevents in nie gekannter Dichte: erst in Mailand, dann in Paris und nun zeitgleich beim LDF in London und bei den 3 Days of Design in Kopenhagen. In der dänischen Hauptstadt kommt große Möbelgeschichte mit jungen, frischen Vibes zusammen, und alles ist bequem zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erkunden. Wir stellen sieben Produkthighlights aus drei Designtagen vor.
Zeitgeist auf vier Etagen
Das neue Sofa Quilton verkörpert perfekt den Design-Zeitgeist. Es ist schön weich und abgerundet, die gesteppten Polster bringen ein wenig Geschichte ins Spiel und die Funktionalität haben Nipa Doshi und Jonathan Levien auch nicht aus den Augen verloren, denn auf Quilton sitzt es sich komfortabel und das Sofa ist modular. Doch Hay zog zu den 3 Days die Aufmerksamkeit nicht nur mit der gewohnt üppigen Neuheitenshow auf sich. Mette und Rolf Hay eröffneten auch ihr renoviertes, von zwei auf vier Etagen verdoppeltes Hay House mitten in Kopenhagen – komplett mit Showroom, Shop und Dachterrasse. Der favorisierte Spot während der 3 Days, um namhafte Designer wie Erwan Bouroullec zu sehen.
Achtziger in Flamingorosa
Der traditionsreiche dänische Hersteller Magnus Olesen feierte anlässlich der 3 Days den 40. Geburtstag seines Stuhlklassikers 8000 Series von Rud Thygesen und Johnny Sørensen. Der Holzstuhl von 1981 ist mit runder Sitzfläche und keck geschwungenen Beinen ein typisches Kind seiner Zeit – und im Norden ein echtes Erfolgsmodell, das vielen Däninnen und Dänen aus Schule, Universität oder Cafés wohlvertraut ist. Kontinuierlich in Produktion, gibt es den Stuhl zum Jubiläum jetzt in einer neuen Farbpalette: „Miami Vice“-Farben wie Flamingorosa und Mintgrün werden ergänzt von zurückhaltendem Beige, Grau und Schwarz.
Bekannt aus Funk und Fernsehen
Eine neue Pendelleuchte ist auf eher ungewöhnlichem Weg ins Programm von Fritz Hansen gelangt. Das junge Designerinnen-Duo Ahm & Lund hatte mit mehreren Entwürfen an der Fernsehsendung Denmark’s Next Classic teilgenommen und für Clam den ersten Preis in der Kategorie Beleuchtung gewonnen. Daraufhin lud Fritz Hansen Isabel Ahm und Signe Lund ein, die Leuchte gemeinsam zur Serienreife zu entwickeln. Zwei große, mundgeblasene Glasschirme umschließen eine Lichtquelle mit Diffusor. Wie die namensgebende Muschel lässt sich Clam öffnen oder schließen, so kann die Lichtstimmung verändert werden. Messingdetails verleihen der Leuchte den gewissen Mid-Century-Appeal.
Power Couple
Der Name des Kopenhagener Architekten und Designers David Thulstrup tauchte oft auf bei den diesjährigen 3 Days: beim deutschen Unternehmen e15 genauso wie beim dänischen Akustikspezialisten Søuld und dem Leuchtenhersteller Astep. Auch Møbel Copenhagen konnte in seinem Showroom eine Neuheit von Thulstrup vorstellen: das Beistelltisch-Duo The Pair. Die paarweise erhältlichen Tischchen setzen voll auf den Kontrast zwischen dünnem, mattem Metall und massiver, hochglänzender Keramik, fügen sich dabei funktional aber harmonisch zusammen. Unter den Metalltisch gestellt, schafft das Keramikobjekt eine zweite Ablage. Nebeneinander arrangiert, ergeben die Möbelstücke eine in der Höhe gestaffelte Gruppe.
Gut gebogen
Sebastian Herkner ist erklärter Fan des Formats 3 Days und seit Jahren Gast in Kopenhagen. In diesem Jahr unter anderem mit neuen Entwürfen für den hierzulande nicht so bekannten Hersteller Wendelbo. Ein Familienunternehmen in dritter Generation, das aktuell mit internationalen Gestalter*innen wie Toan Nguyen, Luca Nichetto, Note Design Studio oder eben Sebastian Herkner zusammenarbeitet. Herkners neuester Entwurf für die Dänen: die gepolsterte Bank Rest. Zwei gebogene Elemente sind über Eck zu einem einfachen Möbel zusammengefügt, das besonders gut an öffentlichen und halböffentlichen Orten funktioniert. Als Ergänzung erhältlich ist ein kleiner, runder Tisch für Notebook oder Kaffeetasse.
Wo auch immer gearbeitet wird
Cecilie Manz' schlichten Tisch hat die dänische Marke Muuto schon seit einem Jahr im Programm. Nun gibt es den Workshop Table auch in Homeoffice-tauglichen, schmaleren Abmessungen. Bekanntlich wollen viele Menschen die neue Freiheit nicht mehr missen und auch künftig zumindest tageweise zu Hause arbeiten. Der Tisch fügt sich diskret in jedes Interieur ein, ob in der Wohnung, im Co-Working-Space oder wo auch immer gearbeitet werden soll. Von weitem wirkt er wie der Archetyp eines Holztisches, von nahem offenbart er eine raffinierte Ecklösung und andere besondere Details. Rahmen und Beine bestehen aus massivem Eichenholz, die Platte gibt es mit einer Oberfläche aus Eichenfurnier oder Linoleum.
Frisch wie am ersten Tag
Ein weiterer Klassiker aus der an Klassikern nicht gerade armen dänischen Designgeschichte ist das Paustian Modular Sofa, das Erik Rasmussen 1969 für den legendären Kopenhagener Möbelhändler und -hersteller Paustian entworfen hat. Mit seinen klaren, blockhaften Formen wirkt das Sitzmöbel immer noch frisch und aktuell. Zu den 3 Days präsentierte Paustian seine Ikone dennoch in neuem Look: Der italienische Designer und Kreativdirektor Giulio Cappellini hat eine Reihe kräftiger Farben ausgesucht und die Module in den Stoff Re-wool von Kvadrat gehüllt, der zu 45 Prozent aus recycelter Wolle besteht. Denn ohne die Erwähnung des Themas Nachhaltigkeit kamen in Kopenhagen eigentlich keine Marke und kein Hersteller aus.