Stories

Die Andersdenker

bulthaup und die Küche als Kommunikationsnukleus

von Claudia Simone Hoff, 07.07.2017

Die Küche als Kommunikationsnukleus – diese Idee kommt aus Niederbayern. Mit Küchenwerkbank, Multifunktionswand und Kücheninsel verwandelt sich der rein funktionale Raum in einen Ort der Kommunikation und des Genusses. Wir wollten wissen, wie es bulthaup gelingt, die Branche immer wieder neu aufzuwirbeln.

Eine Küche ist eine Küche ist eine Küche? Mitnichten, wie bulthaup zeigt. Hier ist die Küche ein ganzheitlich durchdachtes System – ein Zusammenspiel von Architektur, Funktionalität und Ästhetik. Jede Küche wird individuell geplant und kommissionsweise am Produktionsstandort Aich gefertigt.

Den Markt aufmischen
Der Nutzer und seine Bedürfnisse stehen bei bulthaup im Fokus, wobei man seit mehr als 60 Jahren mit teils bahnbrechenden Konzepten auf sich aufmerksam macht. Der bayrische Hersteller denkt bei Planung und Gestaltung einer Küche immer den umgebenden Raum mit, weshalb man von einer regelrechten Küchenarchitektur sprechen kann. „Menschen spüren, wenn etwas authentisch, zeitlos und damit richtig ist. Deshalb folgen wir auch keinen Trends“, sagt Marc O. Eckert, Enkel des Firmengründers und seit sieben Jahren geschäftsführender Gesellschafter von bulthaup. Industrielle Fertigung und manufakturelle Herstellung sowie eine klare, an Bauhaus-Prinzipien orientierte Gestaltung sind bei bulthaup eng miteinander verzahnt. Mit dem Qualitätsanspruch gehen umfangreiche Forschungs- und Entwicklungsprozesse einher: Neue Produkte werden in einem Prüflabor immer einem Praxistest unterzogen.

Hier will ich sein!
Angefangen hat alles 1949, als Martin Bulthaup das Unternehmen gründete. Das von ihm entworfene, schnörkellose Küchenbüffet aus Holz bedeutete den ersten Schritt von der Küche ins Wohnzimmer und wurde ziemlich schnell zum Verkaufsschlager. Kein Wunder, vereinte das Küchenbüffet doch Behaglichkeit mit funktionalen Aspekten. Der Grundstein war gelegt für die Idee, dass Form, Material und Verarbeitung untrennbar miteinander verwoben sind. Es war Gerd Bulthaup, der das Unternehmen 1976 von seinem Vater übernahm, und die Idee der Küche als Lebensraum kompromisslos vorantrieb. „Wir wollen uns nicht an Vorhandenem orientieren, sondern Neues von Nutzen erfinden, einen Lebensraum für Begegnung und Kommunikation schaffen“, sagte er einmal und holte sich für die Umsetzung Otl Aicher ins Boot – strenger Vertreter der Hochschule für Gestaltung Ulm, Grafiker und Pionier des Corporate Design in Deutschland. Er reiste im Auftrag des Küchenherstellers durch die Welt, traf Sterneköche, inspizierte Großküchen und studierte Essgewohnheiten – alles mit dem Ziel, die private Küche und die Idee des Kochens neu zu denken.

Das Resultat war ein geradezu erdrutschartiger Paradigmenwechsel in der Küchengestaltung: weg vom rein funktionalen Küchenraum à la Margarethe Schütte-Lihotzky und ihrer Frankfurter Küche hin zu einer offenen, ergonomisch geplanten, werkstattähnlichen Küche, in der die Kommunikation, das Beisammensein im Vordergrund steht. In dieser Umbruchphase entstanden in den Achtzigerjahren zwei bulthaup-Produkte, die aus der Küchenhistorie nicht mehr wegzudenken sind: der frei im Raum positionierbare, komplett aus Holz gefertigte Butcher Block sowie die Küchenwerkbank aus Edelstahl, die Koch- und Wasserstelle sowie Arbeitsplatz in einem ist.

Küchen(r)evolution
Auch rund 30 Jahre später reißt der Strom der Innovationen bei bulthaup nicht ab, wie beispielsweise die Laserschweißtechnik zeigt, die fugenlose Kantenübergänge ermöglicht oder die Mischbatterie, bei der ein Einhebelmischer Temperatur, Wassermenge und Positionen regelt. Seit den Achtzigerjahren sind die Anforderungen an Küchenhersteller ungleich größer geworden. Produkte müssen heute in verschiedenen Kulturen und über verschiedene Klimazonen hinweg funktionieren, weswegen man bei bulthaup mit Ingenieuren und Designern, aber auch mit Ökotrophologen und Ergonomen zusammenarbeitet. Die Frage nach der Bedeutung der Küche und der Rolle der Nahrung und des Kochens zieht sich dabei wie ein roter Faden durch die Geschichte des Unternehmens. Sie ist eingebettet in einen soziokulturellen Wandel, der analysiert und vorausschauend in neue Produkte umgesetzt wird.

Atmosphäre schaffen
Die wichtigste Entwicklung der letzten Jahre ist sicherlich der Wandel der Küche vom funktionalen Arbeitsraum in eine Kommunikationszentrale mit Wohnambiente. Wenn man sich in der Küche trifft, dann meist am Esstisch. „Der Küchentisch ist der Ort der Komödie und Tragödie, während es in den Achtzigerjahren noch sehr stark um den Workflow – Vorbereitung, Zubereitung und Kochen – ging. Auf dem Tisch findet das Ergebnis dessen statt, was in der Küche zubereitet wird“, meint auch Eckert. Am Tisch wird vor allem eines: kommuniziert. Auch klassische Küchenmöbel wie das System bulthaup b3 – das Flaggschiff-Modell des Unternehmens – zeigen exemplarisch, worum es geht: Anstelle einer grundrissorientierten Küchenplanung wird hier die Wand genutzt, wodurch sich die Planungsmöglichkeiten vervielfachen und flexibler werden. Dank der Multifunktionswand, in die Schränke, Arbeitsplatten, Einbauelektrogeräte, Lichtsysteme oder Accessoires eingehängt werden, wirkt die Küche wie schwebend und erweitert sich zu einem veritablen Wohnraum. „Uns geht es darum, mit Küchenmöbeln Atmosphäre zu vermitteln“, fasst Eckert die bulthaup-Philosophie zusammen.

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bulthaup

bulthaup Küchen und Lebensräume sind Orte der Begegnung, des Zusammentreffens und der Kommunikation. Um diese Orte zu schaffen, steht der Mensch im Zentrum aller Überlegungen. Wir fertigen unsere Produkte mit Liebe zum Detail und einer Leidenschaft für Materialität. Es entstehen Küchen- und Raumsysteme, die das Leben bereichern.

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Marc O. Eckert

Der bulthaup-Chef im Interview

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