Duschen für Silver Surfer
Barrierefrei – so werden heute Produkte bezeichnet, die auch von körperlich eingeschränkten Menschen uneingeschränkt benutzt werden. Gleichzeitig deutet dieses Wort aber auch eine Grenze an: die zwischen den „normalen“ Nutzern und den anderen. Andere Vokabeln sind geschickter: Universal Design oder Design für alle schließen jeden mit ein, vom Kleinkind bis zum Senioren. Waren barrierefreie Produkte lange mit dem Image einer technischen oder ergonomischen Prothese behaftet, lösen sie sich davon immer mehr und beweisen sich als ästhetische Universaltalente. Denn: Warum sollten die ergonomisch ausgefeilten Produkte sich nicht in jedermanns Alltag als hilfreich beweisen? Die Firma FSB macht mit einer Badkollektion beispielhaft vor, wie barrierefreie Produkte aussehen, die nicht stigmatisieren. Als Auftakt zu einer losen Reihe von Artikeln zum Thema „Von Sinnen“ untersuchen wir die Notwendigkeit und stillen Qualitäten einer unterstützenden Badezimmereinrichtung.
Die größte Zielgruppe für barrierefreie Produkte sind zweifelsfrei die Senioren. In Deutschland verfügen die über Fünfzigjährigen über zwei Drittel des Geldvermögens. Gleichzeitig haben sie sich in ihrem Kaufverhalten und Ansprüchen in den letzten Jahren rasant verändert. Sie sind nicht die Generationen von Alten, mit denen wir noch aufgewachsen sind. Sie verweigern sich Eiche rustikal, verschmähen Gesundheitsschuhe, und die konsequente Funktionalität vieler altersgerechter Produkte will ihnen einfach nicht gefallen. Die neuen Senioren sind technikaffin, von der Wirtschaftswunderzeit verwöhnt und wollen auf ihren Lebensstandard, Qualität und gute Gestaltung auch im dritten Lebensabschnitt nicht verzichten.
Im besten Alter
Aber alt ist eben auch nicht gleich alt: Der durchschnittliche Neunzigjährige hat mit einem durchschnittlichen Mittsechziger wahrscheinlich wenig gemein. Während Ersterer sicher noch mit der Schreibmaschine im Büro gesessen hat, hat der Zweite ein iPad auf dem Nachttisch. Eine neue Generation von Senioren ist auf dem Vormarsch und möchte vor allem nicht mehr so genannt werden. Generation 50+, Best Ager oder Silver Surfer sind keine Synonyme für Senioren, sondern beschreiben eine neue Erscheinung, die in den nächsten Jahren durch den demografischen Wandel immer deutlicher hervortreten wird. Das heißt: Wer jetzt universell gestaltet, erweitert nicht nur die derzeitige Zielgruppe, sondern setzt auf einen vielversprechenden Zukunftsmarkt. Aber wie soll es aussehen, dieses Design für alle? Statt den im Alter naturgemäß auftretenden Schwierigkeiten nüchterne Funktionsprodukte entgegenzusetzen, wollen die neuen, anspruchsvollen Pensionäre schicke Designprodukte. Die Helferlein sollen den Alltag erleichtern, ohne so auszusehen, als wären sie von einem Bewegungstherapeuten gestaltet. Besonders schwer ist das im Bad – aber nicht unmöglich.
Verborgene Talente
Das Badezimmer ist ein privater Raum. Die große Herausforderung bei der Gestaltung einer barrierefreien Ausstattung ist, dass der Raum von Menschen mit Handicap benutzt werden kann, indem überall dort Stützen, Halter und Sonderausstattungen verfügbar sind, wo sie gebraucht werden. Soweit die Pflicht – die Kür hingegen ist, die Produkte ästhetisch zu gestalten und die ergonomischen Features so unauffällig und selbstverständlich einzubinden, dass sie nicht als Sonderausstattung wahrgenommen werden. Auch wenn Gäste das Bad benutzen, sollen sie es als ganz normal empfinden.
Wenn es darum geht, Funktionalität, Ergonomie und Ästhetik zusammen zu führen, gibt es im Bereich der Griffgestaltung vor allem ein Unternehmen, dessen Kompetenz bei „Werkzeugen zur Verlängerung der Hand“ liegt. Das Traditionsunternehmen FSB aus dem ostwestfäischen Brakel beschäftigt sich seit 125 Jahren mit dem Thema „Greifen und Griffe“ und hat unter anderem mit dem Gestalter Otl Aicher zusammengearbeitet. FSB steht für die Verbindung von optimaler Greifergonomie und zeitlosem Design – und hat sich neben dem Design von Türgriffen auch dem Fassbaren im Bad zugewandt.
Neue Griffwinkel
Das Ergo-System diagonal-oval revolutioniert Handlauf und Handgriffe durch eine eigentlich einfache Veränderung: Statt kreisförmig ist der Querschnitt oval und um 45 Grad nach oben geneigt und orientiert sich damit zum Körper. Das sorgt dafür, dass die Hand im sogenannten Umfassungsgriff großflächig aufliegt und sich der benötigte Kraftaufwand verringert. Zur Produktreihe gehören aber nicht nur der Griff, sondern auch Duschsitz, Brausekopfhalter oder ein Stützklappgriff , der direkt am WC montiert wird und durch integrierte Funktionstasten den Spülknopf unauffällig in unmittelbare Reichweite bringen kann. Dazu kommen einige Accessoires für den Waschtisch wie ein Kippspiegel und Wandhaken. Reduziert gestaltet, funktional und gleichzeitig in einer modernen Edelstahloptik – das zeichnet die Objekte aus, die sowohl im öffentlichen Raum als auch im privaten Bad eingesetzt werden können. Und das gefällt nicht nur allen, sondern hat dem Unternehmen bereits viel Anerkennung eingebracht. Mit dem RedDot, dem Designpreis Deutschland und einem iF Award wurde das System mit den drei wichtigsten Designpreisen der Nation ausgezeichnet.
www.fsb.de