Stadt statt Land
In diesem, sich dem Ende neigenden Jahr, gab es eine Meldung, die für den Normalbürger vermutlich nicht weiter von Belang, für Zukunftsforscher jedoch geschichtsträchtig war. Die Meldung verlautete, dass im Jahr 2007 erstmals weltweit mehr Menschen in Städten leben als auf dem Land. Was sich zunächst nicht besonders bahnbrechend anhört, ist bei näherer Betrachtung jedoch ein Umstand, der die Zukunft für alle spürbar verändern wird. Denn mit der „Landflucht“ einher geht, dass ganze Landstriche in Zukunft entvölkert sein werden und im Gegensatz dazu die Städte sich immer weiter ausbreiten. Gründe dafür sind vor allem wirtschaftliche Faktoren. So ist das Jobangebot in der Stadt größer und auch gestiegene Energiepreise stellen einen Grund für den Umzug in die Stadt dar.
Die Kommunen freuen sich über so viel Zuwachs, treten angesichts des zu erwartenden Bevölkerungsrückgangs jedoch auch in einen regelrechten Konkurrenzkampf um die Gunst der Neuzugänge. Zurzeit können München und Hamburg die größten Zuzugszahlen verzeichnen, aber das muss nicht so bleiben. Im Wettbewerb um die größtmögliche Attraktivität der Städte spielt auch der Faktor Licht eine herausragende Rolle. Nicht nur in punkto Sicherheit ist die öffentliche Beleuchtung für die Bürger wichtig, auch hinsichtlich der Lebensqualität und Atmosphäre. Mit Lichtinstallationen und innovativer Beleuchtungstechnik kämpfen die Städte um ihre zukünftigen Bürger.
Gewinner und Verlierer
Vor zehn Jahren zogen noch jährlich mehr als 400 000 Menschen von der Stadt Berlin hinaus ins Umland. Ein Häuschen im Grünen, die Stille der Natur, weg vom Rummel der Großstadt, das war das Ziel vieler Abwanderer. Zur Arbeitsstelle in die Stadt wurde einfach gependelt. Heute ist die Zahl der „Stadtflüchtlinge“ um dreißig Prozent gesunken. Und ein Drittel aller derer, die die Stadt verließen, kehrten mittlerweile wieder zurück, sodass die Berliner Senatsverwaltung zurzeit brachliegende Grundstücke auf ihre Eigenheim-Qualität überprüft, denn die Stadt wird immer größer.
Die Bertelsmann-Stiftung kommt in ihrem Wegweiser Demographischer Wandel (WDW) zum Ergebnis, dass Münchens Bevölkerung bis zum Jahr 2020 und 6,8 Prozent und die Einwohnerzahl Hamburgs und 2,2 Prozent steigen soll, während der Stadt Frankfurt am Main ein Rückgang 4,3 Prozent im Vergleich zur heutigen Einwohnerzahl prognostiziert wird.
Den Kommunen stellt sich somit die Frage: Was macht Städte attraktiv? Neben Lebensqualität, kulturellem Angebot und Sicherheit gewinnt besonders auch die bewusste Gestaltung der Innenstädte an Aufmerksamkeit. So werden unter anderem Lichtinstallationen eingesetzt, welche die Atmosphäre angenehmer gestalten und für Sicherheit und Orientierung sorgen. Schon heute haben zahlreiche deutsche Städte bereits eigene Licht-Masterpläne erstellt, um alte Beleuchtungsanlagen zu ersetzen oder neue besser zu kombinieren.
Attraktivität durch Licht
Maßgebliche Erfolge in diesem Bereich konnte beispielsweise der Hersteller Philips verzeichnen. „Die Beleuchtung ist vielleicht nicht entscheidend dafür, dass eine junge Familie in die Stadt zieht“, so Carsten Zieseniss von Philips. „Aber sie kann die Wahl des Stadtteils und der Straße beeinflussen“. So seien sogar, nachdem Philips das Lichtsystem im Londoner Stadtteil Redbridge erneuert habe, die Preise für Häuser und Wohnungen gestiegen.
Doch wie immer bei öffentlichen Haushalten spielen vor allem die Kosten eine erhebliche Rolle. So können Beleuchtungssysteme auf Halogen- oder LED-Basis oder auch intelligente Lichtmanagementsysteme, die die Beleuchtung an das Umgebungslicht anpassen, die Betriebskosten deutlich senken. Ein Beispiel dafür, dass das Konzept aufgeht, ist das Wahrzeichen Hamburgs, der Michel, der lange Zeit durch acht stromfressende „Lichtkanonen“ angestrahlt wurde. Nachdem stattdessen rund 200 kleine Lichtquellen zur Illumination installiert wurden, hat sich der Stromverbrauch um rund die Hälfte reduziert.
Im Vergleich zum Rest der Welt spielt Europa, und damit auch Deutschland, nur eine untergeordnete Rolle in der Urbanisierung der Menschheit. Schon heute lebt mehr als jeder zweite Mensch auf der Erde in einer Stadt, während es 1950 noch lediglich 30 Prozent waren. Es ist abzusehen, dass in Zukunft gigantische Megacitys entstehen werden, die vor allem in Asien und Lateinamerika, an erster Stelle jedoch in Afrika heranwachsen werden. Bleibt zu sagen, dass all die heutigen und zukünftigen Metropolen der Welt beleuchtet werden wollen. Somit ist die öffentliche, und angesichts des Klimawandels auch energiesparende, Stadtbeleuchtung ein Bereich, dem in Zukunft sicher noch viel Aufmerksamkeit entgegen gebracht werden wird.
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