Gitterwerk am Genfer See
Die Zentrale des Weltbasketball-Verbandes FIBA von Jean-Frédéric Luscher

Partner: USM
Hier spielt der Ball: Der Schweizer Architekt Jean-Frédéric Luscher konzipierte die neue Zentrale des Weltbasketball-Verbandes FIBA als stilisierte Hand. Anstelle von Wänden oder massiven Pfeilern werden die Baukörper von filigranen Gittern angehoben – als stählerne Reminiszenz an das Basketballnetz.
In der Schweiz fühlen sich viele Institutionen zuhause. Nicht nur das Olympische Komitee oder der Weltfußballverband haben dort ihren Sitz. Auch der internationale Basketball-Verband FIBA steuert die globalen Geschicke dieser Sportart von eidgenössischem Territorium aus. Während der Weltfußballverband derzeit um Transparenz bemüht ist, sind die Basketballer in diesem Punkt schon weiter. In Mies, einer 1700-Seelen-Gemeinde nördlich von Genf, hat der Verband einen gläsernen Neubau bezogen – entworfen von Luscher Architectes aus Lausanne.
Stilisierte Hand
„Der neue Hauptsitz des FIBA überträgt die Identitäten des Basketballs in verschiedene Maßstäbe: Die Strukturen der Landschaft, die Hand des Spielers und die netzförmige Tragstruktur des Basketballkorb haben wir als Motive aufgegriffen“, erklärt Büro-Gründer Jean-Frédéric Luscher. Klingt erst einmal weit hergeholt, funktioniert dann aber doch ganz einfach: Das Gebäude überwindet ein leichtes Gefälle zwischen einem Waldstück und dem Ufer des Genfer Sees mit fünf auskragenden Baukörpern, die rückseitig von einem Querriegel verbunden werden.
Indem vier Gebäuderiegel identisch lang sind und der fünfte verkürzt wurde, entsteht im Grundriss eine stilisierte Hand. Einen popkulturellen Einwurf konnten sich die Architekten an dieser Stelle nicht verkneifen. Sie verbanden je zwei Finger mit überdachten Innenhöfen, sodass die Hand nur zwischen Ring- und Mittelfinger sowie zwischen Daumen und Zeigefinger gespreizt ist. Das Ergebnis ist eine V-förmige Geste, die Mr.-Spock-Darsteller Leonard Nimoy einst als „Vulkanischen Gruß“ zu Berühmtheit brachte.
Korb trifft Kubus
Die Besonderheit der neuen FIBA-Zentrale liegt in ihrer tragenden Struktur. Anstelle von Wänden oder massiven Pfeilern werden die ein- bis zweigeschossigen Baukörper allein von einem filigranen Metallgitter über den Boden gehoben – als stählerne Reminiszenz an das Basketballnetz. Für Dynamik sorgt die stetige Variation der Winkel, in denen sich die Gitterstäbe diagonal überkreuzen. Schließlich soll nicht der Eindruck eines Käfigs entstehen. Die Offenheit der Konstruktion setzt nicht nur Innen und Außen in Beziehung. Auch die Büros, Gemeinschaftsräume und Höfe werden durch sich kreuzende Sichtachsen miteinander in Verbindung gesetzt.
Der Verzicht auf tragende Wände erlaubt eine freie wie flexible Nutzung – passend zum dynamischen Arbeitsalltag der FIBA-Mitarbeiter. Das Erdgeschoss unterhalb der „Finger" ist als großes Spielfeld mit Holzboden angelegt. Eine ansteigende Tribune verwandelt diesen Ort je nach Bedarf in ein Auditorium, einen Vorführsaal oder eine Wettkampfarena. Flexibel zeigt sich auch die Ausstattung der Büroräume mit dem Möbelbausystem Haller von USM. Die freistehenden Regale und Schrankkuben gliedern den Open Space als miniaturisierte Architektur in der Architektur – und erlauben jederzeit eine leichte Neukonfiguration.
Subtiles Chaos
Eine Wechselwirkung zwischen Gebäude und Inneneinrichtung erfolgt auch auf struktureller Ebene: Die dunkelgrauen Seitenwände und Böden des Möbelbausystems Haller werden von einem außenliegenden Gerüst aus verchromten Metallstangen eingefasst. Dessen orthogonale Ordnung erzeugt einen spannungsvollen Gegenpol zum subtilen Chaos des weißen Gittergeflechts, das die FIBA-Zentrale von Außen umspielt. Damit der Sport bei alledem nicht zu kurz kommt, hängen zahllose Basketbälle an Seilen von der Decke herab – als wären sie Lampions. Wer bei diesem Anblick ein paar Körbe werfen will, sollte vor den Haupteingang treten. Dort erhebt sich ein freistehender Basketballkorb, der explizit nicht nur den Mitarbeitern und Gästen der FIBA offen steht, sondern ebenso Anwohnern und Besuchern – die beim Spielen zugleich das Geschehen im Inneren des Gebäudes direkt mitverfolgen können.

USM
Das USM Möbelbausystem Haller wurde zwischen 1962 und 1965 entwickelt. Der bekannte Klassiker wird in der Bürowelt, in öffentlichen Bauten wie auch im privaten Bereich eingesetzt. Die Ende 2001 erfolgte Aufnahme in die Design-Sammlung des Museums of Modern Art MoMA in New York (USA) ist eine hohe Auszeichnung und bestätigt den Kunst-Charakter des Produkts.
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