Schlauer Det oder forschender Berti?
„Gut’n Aaabend!“ Auf diese gekrächzte Begrüßung freuten sich seit Anfang der sechziger Jahre tausende westdeutscher Kinder allabendlich vor dem Fernseher, kündigte sie doch eine kurzweilige Unterbrechung der Werbepause an: die Mainzelmännchen. Den sechs knubbeligen Gestalten mit ihren schablonenhaften Charakteren sieht man auch heute ihr inzwischen fortgeschrittenes Alter nicht an, was unter anderem an einer kompletten Umgestaltung im Jahr 2003 liegt. Für die Mitarbeiter des ZDF-Werbefernsehens sind die Mainzelmännchen aber nicht nur Begleiter ihrer täglichen Arbeit, in den neuen Räumen dienen sie zudem als konzeptionelle Vorlage für die Gestaltung der Innenarchitektur. Wie ein Konferenzraum unter der Schirmherrschaft des nimmersatten Anton oder ein Besprechungszimmer im Look des sportlichen Fritzchen aussieht? Dezenter, als es zunächst scheinen mag.
Nicht hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen, sondern auf dem Mainzer „Medienhügel“ bei den sechs Mainzelmännchen hat die ZDF-Werbefernsehen GmbH ihre im Sommer 2010 neu bezogene Heimat. Die Pläne des Neubaus stammen von Klemme Architekten aus Mainz, die Innenarchitektur wurde von schumm’s officehouse in der Landeshaupstadt entwickelt, das in fast allen Bereichen Möbel der Firma Sedus eingesetzt hat. Neben 120 Mitarbeitern des Schwesterunternehmens ZDF-Enterprises arbeiten rund 25 Mitarbeiter aus der Werbung in diesem Neubau. Zuvor waren sie im ZDF-Hochhaus auf dem Lerchenberg untergebracht.
Heller Hintergrund
Für die Erschließungsbereiche und den Empfang entschieden sich die Architekten für einen schlichten, hellen Hintergrund: Wände und Decken sind weiß gehalten, der Boden ist mit robusten grauen Fliesen ausgelegt. Auch ein geschwungenes Wandelement, das sich wie ein Schiffsbug in den breiten Flur schiebt und diesen in zwei Zonen teilt, wirkt wie eine Verlängerung der weißen Wand auf Hüfthöhe. Dieser Abschnitt bildet das Gelenk zwischen öffentlichen, auch Besuchern zugänglichen Bereichen, und den abgeschirmten Besprechungs-, Arbeits-, und Aufenthaltsräumen des Werbefernsehens. So gelangt man vom Eingang aus in einen großen Empfangsbereich, der mit einer weichen Polstergruppe (aus einer Wetten-dass-Sendung) ausgestattet ist, um eine Lounge-ähnliche Atmosphäre zu schaffen. Ein Fernseher und ein Wandbild der auch sonst omnipräsenten Mainzelmännchen schmücken den schlichten Raum. Ihm hätte man allerdings angesichts der harten Oberflächen, die hier zum Einsatz kommen, noch mehr weiche Materialien als Kontrast gewünscht; stattdessen verstärken Stahlmöbel wie das Eileen-Grey-Beistelltischchen die auch akustisch harte Raumwirkung.
Farbkonstrast
Bei den Arbeitsbereichen der Mitarbeiter wurde dafür umso mehr auf Details Wert gelegt: Sie sind mit dem Möbelsystem temptation von Sedus ausgestattet, das eine Vielzahl von Zusatzelementen zur Personalisierung des Arbeitsplatzes bereithält. So kann jeder Mitarbeiter sowohl bei den Gruppenarbeitsplätzen als auch in den Einzelbüros seinen Schreibtisch individuell einrichten und zugleich das Corporate Design des Unternehmens wahren. Anders ausgedrückt: Von der Ablage über CPU-Halterung und Fotorahmen bis hin zur Blumenvase können unterschiedlichste Accessoires dezent in das System integriert werden. Die durchgängige Corporate Colour der Arbeitsbereiche ist das kräftige Orange aus dem Logo des Senders, in dieser Farbe ist beispielsweise der Fußbodenbelag der Büros gehalten. Allerdings wird sie mit einem hellen Grün kontrastiert, das man in der Polsterung der netwin-Arbeitsstühle ebenso wiederfindet wie in den Stehtischen meet-table, die im Flur des Büros als informelle Anker für kurze Besprechungen dienen. Einzelne runde „Lifttische“, deren Höhe mit einem Hebel schnell der gewünschten Gesprächssituation angepasst werden kann, dienen der Ergänzung der Arbeitsbereiche.
Konferieren im Zeichen von Anton und Fritzchen
Die großen Besprechungsräume stehen ganz im Zeichen der Mainzelmänner „sportliches Fritzchen“ und „nimmersatter Anton“. Doch die beiden Figuren tauchen – außer in den Wandbildern – nur in der Farbgebung der Räume auf: So sind die Polster der netwin-Konferenzstühle auf die Farbe des blauen Overalls von Anton abgestimmt. Als Tisch kommt hier, ebenso wie in dem „Fritzchen“ gewidmeten Konferenzsaal, das Modell invitation von Sedus zum Einsatz. In Fritzchens Zimmer sind die Freischwinger jedoch rot – wie das T-Shirt seines Namenspatrons. Immerhin haben es die Mitarbeiter bei der Orientierung leicht: Zur Besprechung treffen sie sich einfach „bei Anton“ oder „bei Fritzchen“. Und wenn sie mal zum Chef müssen? Die Stühle der Geschäftsführung sind ganz in weiß gepolstert. Fast könnte man meinen, ein Mainzelmännchen mit weißem Hemd und weißer Mütze hätte hier Pate gestanden...