Snack an der Trollwand
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Der fjordreiche Westen Norwegens ist berühmt für seine dramatischen Felsmassive und Schluchten. Auch Europas höchste Steilwand befindet sich hier: Die sogenannte Trollwand (Trollveggen) ragt bis zu 1800 Meter in die Höhe. Während der Sprung vom Gipfel waghalsige Basejumper in den Adrenalinrausch versetzt, können weniger Abenteuerlustige im kürzlich fertiggestellten Bistro am Fuße des Felsens den spektakulären Ausblick bei Kaffee und Kuchen genießen.
2009 gewannen die Architekten von Reiulf Ramstad Arkitekter mit ihrem Entwurf den ersten Preis bei der Ausschreibung für das neue Trollveggen Service-Center. Das moderne Gebäude fügt sich dank seiner expressiven Formensprache harmonisch in die Dramatik der Umgebung ein und soll so selbst zu einer neuen Sehenswürdigkeit entlang der touristischen Route werden.
Moderne Spiegelung
Die Osloer Architekten setzten in ihrem Entwurf auf das Spannungsfeld zwischen Natur und Architektur, neu und alt – beziehungsweise uralt. Der 700 Quadratmeter große Baukörper ist einfach gehalten und spiegelt in seiner Dachform das spitze Felspanorama. Die dunkle Holzverschalung erinnert an die traditionelle norwegische Bauweise und steht im gelungenen Kontrast zum hellen Grau der Felswand. Zur Straßenseite hin ist die einheitliche Struktur der Holzfassade nur durch wenige Glasflächen unterbrochen.
Eine im Schnitt zu zwei unterschiedlich großen Dreiecken zulaufende Glas-Stahl-Konstruktion öffnet den Restaurantbereich zur Trollwand hin. Wie zwei spitze Kristallfelsen ragt sie in den Himmel und lässt die Blicke der Besucher über das sich vor ihnen entfaltene Panorama schweifen. Die an der Längsseite des Gebäudes entlangführende, breite Treppe in Tribünenform lädt zum entspannten Sitzen und Staunen. Sie weckt unweigerlich die Assoziation an ein Theater – beim Anblick der imposanten Trollwand wird der Mensch zum Zuschauer eines atemberaubenden Naturschauspiels.
Aber bitte mit Ausblick
Die Innenausstattung des Restaurants ist sachlich schlicht – ähnlich dem kulinarischen Angebot, das vom klassischen Fastfood über einen einfachen Mittagstisch bis hin zu Kaffee und Kuchen oder Softeis reicht. Der große, lichtdurchflutete Raum bietet Platz für zahlreiche Tische, so dass selbst bei Ankunft großer Reisegruppen keine Engpässe entstehen sollten. Sobald die Temperaturen im Sommer die Zehn-Grad-Marke überschritten haben, locken weitere Snacktische auf die vorgelagerte Terrasse.
Die roten Stühle bilden den einzigen Farbakzent im mit hellen Holzplatten verkleideten und auffallend einfach gehaltenen Innenbereich. In Reihen gehängte, gläserne Kugelleuchten verteilen warmes Licht und schaffen eine angenehme Atmosphäre. Trotz aller Bequemlichkeiten lässt die Ausstattung jedoch keinen Zweifel daran aufkommen, wo sich die eigentliche Attraktion befindet: Nichts lenkt die Besucher von dem spektakulären Ausblick ab, der sich vor ihren Augen auftut.
Designtes Norwegen
Das Trollveggen Service-Center mit seiner modernen Formensprache ist Teil eines norwegischen Trends, Touristen mehr als die überwältigend schöne Landschaft bieten zu wollen. Seit 2005 werden insgesamt achtzehn Landschaftsrouten (nasjonale turistveger) ausgebaut. Moderne Aussichtsplattformen, Hotels oder Restaurants lassen das Land im hohen Norden zu einem gelungenen Zusammenspiel aus Natur und Design werden.
FOTOGRAFIE Reiulf Ramstad Architects
Reiulf Ramstad Architects
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