Umbau in Islington
Lichtes Reihenhaus von Christine Ilex Beinemeier und Lia Kiladis

Dass eine reduzierte Farbpalette, maßgefertigte Einbauten aus Holz und ein separater Neubau im Hof (Raum-)Wunder wirken, zeigt ein Projekt in London. Christine Ilex Beinemeier und Lia Kiladis verwandelten ein verschachteltes Reihenhaus in einen luftigen Rückzugsort, der beinahe skandinavisch wirkt.
Am idyllischen Ripplevale Grove im begehrten Londoner Stadtteil Islington steht ein von außen ziemlich unscheinbares Reihenhaus mit Backsteinfassade aus viktorianischer Zeit. Ursprünglich kleinteilig angelegt, entfaltet sich nach dem Umbau im Inneren ein offenes Raumkonzept, das zwischen alt und neu changiert – mit maßgefertigten Möbeleinbauten im Fokus. Die für die Gestaltung verantwortlichen Pariser Architektinnen Christine Ilex Beinemeier und Lia Kiladis beauftragten das in London ansässige Architekturbüro Robert Rhodes mit der Umsetzung des Projekts, wozu auch ein Neubau im Hof gehört.
Platz da!
Das Haus verfügt über vier Ebenen, die über ein Treppenhaus erschlossen werden, das im oberen Teil in eine nachträglich eingebaute, maßgefertigte Treppe aus Stahl übergeht. Man betritt das Haus im Erdgeschoss, wo neben dem Wohnraum auch ein Badezimmer untergebracht ist, das mit passgenauen Möbeleinbauten mit Lochmuster-Fronten aus Birkenschichtholz ausgestattet ist. Über dem Badezimmer befindet sich eine ebenfalls neu gestaltete Dachterrasse mit Balustrade, die vom Treppenhaus erschlossen wird. Das Untergeschoss des Hauses mit Zugang zum Hofgarten birgt Küche, Esszimmer sowie ein Homeoffice mit angrenzendem Gäste-WC. Auf den oberen beiden Etagen finden sich die privaten Räume der Bewohner: zwei Schlafzimmer sowie Kinder- und Spielzimmer im sogenannten Loft.
Spielerisches Understatement
Das Interior des Hauses wirkt licht und luftig, denn es ist in hellen Farben wie Weiß und Grau gehalten und sparsam mit Vintage-Möbelstücken eingerichtet. Schöne Altbaudetails wie die innenliegenden Holzfensterläden und der Dielenboden wurden restauriert und wirken sehr charmant. Sie werden um maßgefertigte Möbeleinbauten ergänzt, die in jedem Raum zu finden sind: Bücherregale, Schreibtische, Schränke, Podeste und Schiebetüren. Sie schaffen nicht nur Stauraum, sondern werden als raumbildende Elemente eingesetzt, was man besonders im obersten Geschoss des Hauses sieht, dem Loft. Ursprünglich mit 1,70 Meter sehr niedrig, wurde die Deckenhöhe durch Veränderung der darunterliegenden Raumhöhen erweitert. Das Spielzimmer für die Kinder ist mit einem treppenartigen Podest mit Shoji-Schiebetüren versehen, der auch als gemütlicher Schlafplatz dient.
Fenster zum Hof
Rund um den Ripplevale Grove waren von Seiten des Denkmalamtes keine Veränderungen an Dächern und Straßenfassaden erlaubt, erzählt Christine Ilex Beinemeier, eine der verantwortlichen Architektinnen. Was erklärt, warum nur die Rückseite des Reihenhauses verändert wurde – dafür aber umso gründlicher. Die Londoner Gartenarchitektin Miria Harris hat den nach Süden ausgerichteten kleinen Garten nach dem Vorbild japanischer Gärten gestaltet – mit einem Farbschema von weiß und grün für die Bepflanzung, darunter Farne, Buchsbäume und als Eyecatcher rote japanische Ahornbäume. Als Bodenbelag wählte Harris schwarze, in Belgien handgefertigte Backsteine von Vande Moortel, die sich abwechseln mit grauen Zementfliesen von Emery et Cie für gemauerte Elemente wie die Gartenbank.
Im hinteren Teil des Hofs befindet sich ein weiteres Highlight: ein neu errichteter Flachdachbungalow mit nur einem Raum. Hier ist ein Arbeitszimmer untergebracht – samt Schreibtisch, Regalen und einem Sofa, das auch als Daybed dient. Hier wie auch im gesamten Haus sind es die praktischen, vom Schreiner gefertigte Details, die das Interior kennzeichnen: So liegt die Sofamatratze auf Stauraumboxen aus Holz und ist mit einem Beistelltisch versehen, der ähnlich wie ein ausziehbarer Klapptisch im Flugzeug funktioniert. Ein Oberlicht und die breite Glasfront bringen viel Tageslicht ins Innere. Hier arbeitet die Hausherrin, eine Grafikdesignerin, mit Blick ins Grüne und auf die Backsteinfassade.
FOTOGRAFIE Matt Clayton
Matt Clayton
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