Hummels Schub
Aus eins mach zwei: Ross Hummel hat in San Francisco ein Loft umgebaut und in die Höhe erweitert.

Viel Fläche, viel Höhe, viel Licht. Wer hat nicht schon einmal von einem Loft geträumt? In San Francisco hat Ross Hummel von Lineoffice Architecture nun ein Loft umgebaut und aus einer Ebene mit wenigen architektonischen Kniffen kurzerhand zwei gemacht.
Es ist vor allem die räumliche Großzügigkeit von ehemaligen Fabrik- und Lagerhallen, die das Wohnen darin so angenehm macht. Und nicht zu vergessen original erhaltene Architekturelemente wie Backsteinwände, Betonböden und -decken, große Industriefenster, Säulen und Pfeiler. Doch für Architekten und Interiordesigner ist ein Loft immer auch eine technische und gestalterische Herausforderung, müssen darin doch Funktionen wie Kochen, Waschen oder Schlafen in einem großen Raum vereint werden – ohne dass das typische luftige Flair verloren geht.
In den Straßen von San Francisco
Das Loft, das Ross Hummel nun umgebaut hat, liegt in SoMA (South of Markt Street) – einem Stadtteil von San Francisco, der stets im Wandel war. Mitte des 19. Jahrhunderts noch eine wenig bebaute Wohngegend, entstanden hier zu Beginn des 20. Jahrhunderts weitläufige Industriekomplexe – wegen der Nähe zu den Docks der San Francisco Bay. In den achtziger Jahren Epizentrum der Gay Community mit vielen Bars und Restaurants, beschleunigte der Zuzug des Messezentrums (Moscone Center) und des San Francisco Museum of Modern Art in den Neunzigern die Gentrifizierung des Viertels. Heute befinden sich hier neben Showrooms großer Möbelhersteller, Galerien und Nachtclubs auch die Headquarter von Technologieunternehmen wie Airbnb, Dropbox und Sony Entertainment.
Verborgen und ausgestellt
Der Besitzer des Lofts bewohnt es bereits seit den Neunzigern. Die Wohnung ist in einem Gebäude aus dem Jahr 1910 untergebracht, in dem sich ursprünglich ein Verlag samt Lagerräumen befand. Der Auftrag an den Architekten: mit der Umgestaltung eine räumliche Verbindung zu schaffen von verborgenen, privaten Funktionen wie Schlafen, Bad und Hauswirtschaften mit öffentlichen Funktionen wie Kochen und Wohnen. Ross Hummel löste die Aufgabe, indem er den 111 Quadratmeter großen Raum mit zwei skulpturalen Wohneinheiten unterteilte.
Im Zentrum: die Küche
Während das eine raumbildende Element kompakt aufgebaut ist und die verschlossenen Wohnfunktionen birgt, mäandert das zweite quer durch den Raum. Es nimmt die Küchenzeile auf, schafft Stauraum und bildet zudem eine zweite Ebene, die die Höhe des Lofts ausnutzt und durch eine Treppe erschlossen wird. Hier befindet sich das sparsam mit Sessel, Bett und Einbauschränken eingerichtete Schlafzimmer. Die Wände sind gerade so hoch gezogen, dass es nicht von außen einsehbar ist. Zentrum des Lofts ist dagegen der offene Küchen-, Ess- und Wohnbereich. Hier dominiert das Material Holz. Nicht nur auf dem Boden und an der freigelegten Balkendecke. Auch die original erhaltenen Säulen bestehen aus Douglasienholz. Die Küchenschränke sind entlang der Wände über Eck angeordnet. Ihnen gegenübergestellt ist ein im Raum positionierter Küchenblock mit Barhockern, der eine zusätzliche Arbeitsfläche sowie Stauraum schafft. Ergänzt wird die Küchenzone von einem Essplatz mit Glastisch und sechs Holzstühlen. Von hier schweift der Blick über zwei große Rundbogenfenster nach draußen.
Ross Hummel hat durch den Einschub zweier raumbildender Elemente nicht nur die nutzbare Fläche des Lofts erweitert. Er zoniert das Apartment in einen privaten und einen öffentlichen Bereich. Dass der luftige Raumeindruck der ehemaligen Lagerhalle trotzdem bestehen bleibt, liegt einerseits an der durchgehenden Verwendung von Holz. Andererseits daran, dass die Einbauten nicht auf die volle Höhe hochgezogen, sondern als Empore konzipiert sind. Der Farbdreiklang von warmen Braun (Holzböden, -decken, -säulen und -einbauten), kühlem Anthrazit (Küchenmöbel und Kubuswände) und Weiß (Wände) schafft die optische Klammer, die das Loft zusammenhält.
FOTOGRAFIE Joe Fletcher Photography
Joe Fletcher Photography
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