Die dunkle Seite des Designs
Londoner Männerfantasie: Büro, Werkstatt und Showroom der Londoner Agentur Buster + Punch.
Ein Designstudio, dessen Name von einem als Panty Dropper berüchtigten Cocktail namens Buster Punch abgeleitet ist, muss irgendetwas mit Testosteron zu tun haben. Tatsächlich sind die Entwürfe der von Massimo Buster Minale in London gegründeten Rundum-Agentur eine dezente Interpretation vielfältiger Männerfantasien. Angefangen bei der Harley über lederne Whisky-Bars bis hin zur Gibson-Gitarre: Buster + Punch mixt frei aus Metall, Leder und der Farbe Schwarz. Jetzt haben sie ihren ersten, spektakulären Showroom eröffnet. Natürlich ist der nicht irgendwo – sondern hat es sich in einem alten Eisenbahn-Bogen gemütlich gemacht.
Buster + Punch strickt Legenden. Und eine geht so: Es war einmal eine kleine Garage im Osten Londons, in der schraubten ein paar Überzeugungstäter an ihren Lieblingsdingen. Motorräder, Möbel, Lederjacken – Vorhandenes wurde durch Veränderungen perfektioniert, Gewöhnliches zu Außergewöhnlichem. Aus dieser Liebe zum Handwerk und edlen Materialien entstanden erste Kollektionen, die 2012 zur Gründung von Buster + Punch führten. Eine andere Legende geht so: Massimo Buster Minale, Architekt und Autodidakt in vielen Professionen, gründete 2001 mit seinem Bruder das Studio Minale + Minale, das später mit einem weiteren Partner zu Minale + Mann wurde. Vielfach ausgezeichnet, wurde die Agentur zu einer der führenden britischen Architektur- und Designstudios, das mit Buster + Punch jetzt auch als Produzent der eigenen Entwürfe auftritt. Gerade wurde Massimo Buster Minale zu einem der „weltweit wichtigsten Design-Visionäre seiner Zeit“ gewählt.
Arbeit hinter Glas
Das neue Domizil von Buster + Punch, das Showroom und Werkstatt beherbergt, liegt im Londoner Stadtteil Battersea. Auf 550 Quadratmetern sind Maschinen und Produktionsräume, Büro und Ausstellungsfläche untergebracht. Während Handwerker an Leuchten, Möbeln und neuen Ideen feilen, können im vorderen Teil des Büros die Kollektionen und limitierten Editionen bei einer Tasse Tee besichtigt werden. Getrennt sind beide Bereiche nur durch eine übergroße Glasscheibe, die den Lärm zwar aussperrt, die Action jedoch sichtbar werden lässt: Was sonst hinter verschlossenen Türen passiert, ist hier Teil der Inszenierung. Während hinten die Trennschleifer Funken sprühen und beim Hobeln Späne fliegen, wird vorne akustisch abgeschirmt an den Arbeitsplätzen digital gearbeitet.
The Black Side of Life
Außerhalb der Werkstatt ist die Farbe Schwarz dominierend, die nicht nur die Wände und Decken des kombinierten Showroom-Büros bekleidet, sondern auch die meisten Produkte aus der Feder des Studios. Die Leuchte Hooked etwa, ausgestattet mit einer an den Messingregler einer Gibson-Gitarre erinnernden Fassung, trägt schwarze Schirme mit goldenen Knöpfen. Und die kleine Whisky-Bar, die jede Flasche hinter Glasscheibe und mit Spotlight wie einen Rockstar inszeniert, ist aus schwarzer Walnuss oder geschwärzter Esche gefertigt und mit einer Rückwand aus gestepptem, schwarzem Leder ausgestattet. Diese farbliche Präferenz gehört zur Philosophie des Labels. Denn Buster + Punch feiert, wie Massimo Buster Minale es ausdrückt, „die dunkle Seite des Lebens“. Und die kann in London jetzt auch besucht werden.