Happy Pizza
Reinkommen, Pizza essen und wieder gehen: das Montana in Frankfurt am Main
Futter, Knusper, Basta: Auf diesen einfachen Satz kann man die Idee hinter Frankfurts neustem gastronomischen Streich, dem Montana, reduzieren. Dass sich die Bankenmetropole immer mehr zum Experimentierfeld für avantgardistische Restaurantkonzepte abseits der Schickimicki-Sterne-Welt entwickelt, hätte bis vor kurzem wohl keiner gedacht. Doch gerade die Gegensätze machen die Stadt zu einem wunderbaren Nährboden für Neues.
Ata Macias hat es wieder geschafft: Gemeinsam mit einem Großgastronom, einem Künstler und einem Möbeldesigner hat der gebürtige Frankfurter seiner Heimatstadt ein weiteres Kleinod hinzugefügt. Diesmal dreht sich alles um Pizza – und wirklich nur Pizza.
Pizza, Pizza, Pizza
Die gastronomische Gangsterfamilie Frankfurts begrüßt ein neues Mitglied in ihren Reihen: Nach dem Maxie Eisen und dem Stanley Diamond eröffnete vor kurzem das Montana – der italienische Gegenentwurf zur Kosher Nostra. Betrieben wird die Pizzeria von Sam Kamran, der sich zum Ziel gesetzt hat, die beste Pizza der Stadt zu backen. Sein kulinarisches Konzept ist simpel: Es gibt ausschließlich Pizza. Weder Salate, Nudelgerichte noch Nachspeisen sollen von der Kernidee ablenken und gleichzeitig dafür sorgen, die Qualität der Backwaren hochzuhalten. Um den geeigneten Rahmen für die kleine, aber feine Auswahl an Pizzen zu sorgen, heuerte der Gastronom seinen Bekannten Ata Macias an, der gemeinsam mit dem Möbeldesigner Steffen Eberhardt die Innengestaltung des Restaurants übernahm. Ihr Konzept ist ein gekonnt geschnürtes Bündel an Referenzen und Querverweisen: Von Tony Montana über das Bahnhofsviertel bis hin zur Pop Art.
Gute Laune
Im Zentrum thront er, der Ofen. Und was für einer: Als überdimensionaler Rave-Smiley macht er nicht nur gute Laune, er ist gleichzeitig eine Referenz an Frankfurts Geschichte als wichtiger Ort des Technos. Aber das Objekt ist nicht nur schön anzuschauende Deko, es ist ein Werk des berühmten Ofenbauers Stefano Ferrara aus Neapel und sorgt dafür, dass der Pizzateig nach knapp einer Minute im 450 Grad heißen Bauch des Smileys zur knusprigen Mahlzeit wird. Ganz nach neapolitanischem Vorbild. Alles andere im Montana scheint sich, wie in einem Universum, um den Backapparat herum zu drehen. Über der Küche und dem Marmortresen hängt ein Metallkonstrukt aus schwarzem und leuchtgrünen Gestänge, das an Pacman und New Yorker Skyline zugleich erinnert. Gleichzeitig nimmt es Pizzakartons und eine Auswahl der verwendeten Produkte auf.
Pop Art-Toilette
Zum Sitzen und Essen bietet das Montana neben den Copenhague-Hockern von Hay zwei lange Tischflächen, eine an der Wand und eine frei im Raum stehend. Dazu gibt es noch eine kuschlige, versteckt liegende Sitznische, die – wie der gesamte Gastraum – geschickt ausgeleuchtet wurde. Geht man auf die Toilette, was jedem Besucher dringend zu empfehlen ist, kommt es zu einer Fortsetzung des gekonnten Zusammenspiels aus Design, Kunst und Funktion: Tara von Dornbracht trifft auf Handtücher im Dead Man, Spiegel in Mickey Maus-Form und Farben der Pop Art. Und auch der Künstler und enge Freund von Ata Macias, Tobias Rehberger, hat der Gestaltung des Montanas ein Werk beigesteuert: Als Außenschild entwarf der Professor der Städelschule eine große Leuchtreklame mit der Aufschrift „Free Parking, Free Coffee – Freedom“. Das zeitgeistige i-Tüpfelchen auf dem Konzept des Montanas, das nicht nur wegen der leckeren Pizza – übrigens belegt mit Mozzarella aus Offenbach – viele Besuche Wert ist. Oder wie Ata Macias es formuliert: „Reinkommen, Pizza essen und wieder gehen.“
FOTOGRAFIE Holger Wüst
Holger Wüst