Mexikanisches Tetris
Gekonnte Stapelung: Ein Wohnhaus-Drilling in Valle de Bravo zelebriert die Verbindung aus Architektur und Natur.

Hoch und runter, rechts und links: Im mexikanischen Valle de Bravo wurden Raumkisten und Terrassen zu einem virtuosen Gebäude-Drilling gestapelt. Die beeindruckende Architektur spielt mit der Hanglage und bietet ihren Bewohnern viele Ausblicke auf einen großen Stausee, der die Stadt zu einem von 83 „magischen Orten“ des Landes gemacht hat.
Seit der Fertigstellung des großen Stausees im Jahr 1947 liegt die Kleinstadt Valle de Bravo am Wasser. In der Folge blühte der Ort zu einem der beliebtesten Ausflugsziele des Landes auf – auch aufgrund seiner Nähe zur Hauptstadt Mexiko-City – und gehört seit 2005 zu den Pueblos Mágicos. Die Magie der Landschaft wird auch von dem jüngst fertig gestellten Wohnhausprojekt Casas Mestre eingefangen.
Terrassenspiel
Ein Hügel, drei aneinander geschmiegte Stadthäuser und vier Geschossebenen: Das Projekt von Dellekamp Arquitectos macht sich den Ort zunutze, spielt mit der Steigung des Hangs und der Ausrichtung nach Süden. Jedem der Geschosse ist eine Terrasse vorgelagert, die den Bezug zur Landschaft in den Vordergrund stellt. Die vielen Außenpodeste entstanden aber nicht nur wegen des schönen Panoramas, sie bedeuteten im Bauprozess auch weniger Aushub und Eingriff in den Berg und damit geringere Kosten. Auch die vorhandenen Bäume wurden größtenteils nicht gefällt, sondern in die Architektur integriert: Natur und Architektur im Einklang.
Grenzenlose Freiheit
Die Architekten stapelten die Räume wie Kisten im Split-Level-Verfahren den Hang hinauf. Die Gegenüberstellung der Boxen und die Verwebung von Öffentlichkeit und Privatsphäre ist die architektonische und inhaltliche Grundlage der Casas Mestre. Nicht nur durch die vielen Außenbereiche öffnet sich die Anlage zur Straße: Auch die Komplettverglasung der Fronten sorgt für ungewöhnlich viele Aus- und Einblicke. Grenzen scheinen kaum zu existieren – alles steht miteinander in Beziehung. Nur untereinander sind die drei Stadthäuser durch Mauerscheiben getrennt: Ein bisschen Intimität soll den Bewohnern erhalten bleiben.
Die Wohnhäuser am Rande Valle de Bravos wurden vollständig aus lokalen Baumaterialien gebaut. Außen und innen sind die Wände und Decken weiß verputzt – nur die Böden wurden mit einem dunklen Stein aus der Region belegt. Ein wohltuender Kontrast zu der ansonsten hellen und offenen Architektur. Auch die Terrassenbrüstungen sind schwarz, im Inneren wurde größtenteils auf Geländer verzichtet: Nichts soll die Raumbeziehungen stören oder Blicke in die Landschaft unterbinden. Bei der Möblierung wurde ebenfalls Zurückhaltung geübt: Möbelklassiker wie der Hocker stool 60, der Standard und der Plastic Chair wirken in den White-Cube-artigen Bauten zwar etwas ausgestellt, dennoch spielt sich keines der Objekte in der Vordergrund. Ob im großen oder kleinen Maßstab: Die Casas Mestre zelebrieren die Verbindung von Architektur und Landschaft und schaffen dadurch ihre eigenen magischen Momente.
FOTOGRAFIE Sandra Pereznieto
Sandra Pereznieto
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