Pistaziengrüne Passage
Sanierung eines Berliner Kinos von Batek Architekten

Für Batek Architekten war es bereits das dritte Kinoprojekt in Berlin. Während es im Delphi Lux im Westen der Stadt noch um eine Neueinrichtung ging, sollten der Blaue Stern in Pankow und nun das Passage Kino in Neukölln ihren alten Glanz zurückerhalten – im zeitgemäßen Gewand. Die Architekt*innen nutzten die vorhandenen Strukturen und Farben, um Neues zu erschaffen.
Das Passage Kino in Berlin-Neukölln hat eine lange Geschichte mit vielen Veränderungen hinter sich. Bereits 1910 wurde der neoklassizistische Bau als Theatersaal genutzt. Ende der Achtzigerjahre wurde er schließlich zur Anlaufstelle für Filmliebhaber*innen. Seinen Namen erhielt das Kino aufgrund eines Durchgangs im Erdgeschoss, der zwei Straßen miteinander verbindet. Die Aufgabe von Batek Architekten war es nicht, den Ort komplett neu zu erfinden, sondern die historische Atmosphäre behutsam wiederherzustellen. Ein gutes Gespür hierfür bewies das Berliner Büro bereits bei der Sanierung des Kinos Blauer Stern in Pankow.
Linoleumboden als Ideengeber
Die Fassade des heute unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes in Neukölln weist auffällige Rundbogenfenster auf, die als Inspiration für Aufbewahrungsmöbel im Foyer des Filmtheaters dienten. Die pistaziengrünen Elemente bilden einen Rahmen für Getränkekühlschränke sowie Ablageflächen für Geschirr, Flaschen und Snacks. Der historische rotbraune Linoleumboden war der Ausgangspunkt für das Farbkonzept. Bei der Gestaltung des Bartresens griffen die Architekt*innen den Erdton auf, der durch weitere neutrale Nuancen ergänzt wurde.
Einbauten aus hellem Naturkork separieren den Lager- und Personalraum von den öffentlich zugänglichen Bereichen und bieten außerdem Platz für Kinoposter und Werbung. Nachhaltigkeit spielte bei diesem Projekt ebenfalls eine Rolle: Teile einer vorhandenen Cortenstahlverkleidung wurden recycelt und in der Bar verbaut. Die Sitzmöglichkeiten aus Samt in dunklem Graugrün und Gelb ergänzen das zurückhaltende Farbkonzept im Foyer. Tische aus Naturstein, Messingleuchten und wieder aufgearbeiteter Stuck sorgen für optische Kontraste.
Tradition und Kontrast
In einem der zwei Kinosäle im Obergeschoss wurde ebenfalls die Idee von Kontrasten aufgegriffen. Beide Räume bilden einen Gegenpol zum Eingangsbereich voller Naturtöne. Doch ein Saal erhielt eine Verkleidung aus dunkelblauem Faltenstoff, wodurch die neuen Sitze in einer gelb leuchtenden Signalfarbe erst richtig zur Geltung kommen. Die zweite Leinwand des Passage Kinos wird von typischen Elementen umgeben, die mit einem Besuch im Filmtheater assoziiert werden: Die Architekt*innen setzen dort auf unterschiedliche Rottöne bei den Sesseln und Wänden, die erleuchtet werden von senkrechten Lichtstreifen.
FOTOGRAFIE Marcus Wend
Marcus Wend
Team | Anke Müller, Patrick Batek |
Fertigstellung | November 2021 |
Fläche | 325 qm |
Materialien | Linoleum, Cortenstahl, HPL, Kunststoffspiegel, Naturstein, Stoff, Samt |

Batek Architekten
Zum ProfilMehr Projekte
Viel Platz für Veränderung
Atelier Gardens in Berlin-Tempelhof von MVRDV

Sprechende Wände
Paul Smith blickt auf das Werk von Pablo Picasso

Mit Liebe zum Handwerk und Detail
Umbau der Vorarlberger Landesbibliothek in Bregenz von Ludescher + Lutz

Sprechende Fassade
Kirchenneubau in Texas von David Hotson Architects

Hightech im Getreidesilo
Radiologiepraxis von two_space im ehemaligen Kornspeicher

Ausweitung der Komfortzone
Wohnanlage für Studierende in Bielefeld von Stopfel Architekten

Badskulptur am Bodensee
Schwimmbad in Konstanz von Behnisch Architekten

Nordische Unterwasserwelt für Kinder
Fyra gestaltet eine Kita in Helsinki

Leitsystem aus Farben
Therapiezentrum von UNStudio in Peking

Die Kunst ist los!
Galerie Mehdi Chouakri in den Berliner Wilhelm Hallen

Zahn-Spa mit Grünzone
Naturnahe Praxisräume von i29 in Amsterdam

Ein Haus für alle
Wie eine indische Garage von Abin Chaudhuri die Nachbarschaft einlädt

Pyramide aus Luft
Innovationszentrum in Chile von Pezo von Ellrichshausen

Kubus aus Kalkstein
Erweiterung des Kunsthauses Zürich von David Chipperfield Architects Berlin

Der Kontext im Kaleidoskop
Das Bard College ist Berlins schönste studentische WG

Bunte Bodenschätze
Gestaltung einer Bibliothek mit Teppichen von tretford

Knallbuntes Kino
Module K gestaltet Filmtheater in Ho-Chi-Minh-Stadt

Hort in Holz
Schulerweiterung von MONO Architekten in Berlin
